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CRESTON + PORTHILL + HELENA

Sonntag, 22.08.2010

Freie selbstentfaltung

„Step back! Lay on the ground and put your hands where I can see! AGAIN! STEP BACK from the gas pump!“ dröhnt es hinter mir. Ich zucke kurz zusammen, schaue mich um. „Oh my God! He´s mad!“ schreit eine Frauenstimme. Schallendes Gelächter. Kurz bin ich verwirrt, dann stimme ich mit ein! Der Typ neben uns an der Tankstelle kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein! Die Lautsprecher an der Zapfsäule haben „gesprochen“. Die Beiden haben offensichtlich eine Rechnung offen, sind wohl Kumpels, denn der schlaksige 20-Jährige gestikuliert jetzt nicht gerade jugendfrei Richtung Shopfenster. Als ich im Geschäft bin, lachen sich drinnen auch alle tot über „Jack´s“ Gag!

Nach dem Regal, an dem nun „Cowboy & Redneck“, „Western Times“ und „Horses and More“-Zeitschriften die kanadischen „Wheels on Fire“ und „4x4 Heavy Duty“-Magazine ablösen, gibt’s zum Glück auch wieder meinen geliebten Iced Coffee, vanilla flavoured, ich bin schon abhängig davon und lasse mir für 2,40 Dollar gierig einen Becher vollaufen!

Nachdem wir Canada nun fast ganz durchkreuzt haben von der Provinz Novia Scotia (mit der Hauptstadt Halifax) über Quebec (Québec) nach Ontario (Toronto) weiter nach Manitoba (Winnipeg), Saskatchewan (Saskatoon), Alberta (Calgary) bis hin zu British Columbia (Vancouver) sind wir nun in den USA!
Die Grenze haben wir bei Erickson/Porthill problemlos passiert, jeweils 6 $ für die Einreise(-papiere) bezahlt und der Drogenhund wurde durchs Auto gejagt. Nach beidhändigem Fingerabdruckabgeben und Iris-Scan durften wir nach kurzen zwanzig Minuten ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten einreisen.
Acht kurzweilige Stunden sind wir durch endlose Steppe, ewige Prärie und Felder soweit das Auge reicht gefahren und haben in Helena genächtigt. In Blackfoot-Country hat das Rindvieh noch Platz zur freien Selbstentfaltung: auf hundert Quadratmeter kommen so cirka zwei Kühe. Und auch die Menschen haben Freiraum: Helena als Hauptstadt von Montana hat mit 25.000 knapp ein Viertel der Einwohner Regensburgs. Der ganze Staat an sich ist dann mal eben so groß wie Deutschland.
Wir kommen an Ghost-Towns (Nevada City) vorbei, in denen die Zeit stehengeblieben ist, schauen über weite Wiesen, fahren über Bergpässe von 3000 Höhenmetern und erreichen bald den Nationalpark Yellowstone.

YELLOWSTONE

Montag, 23.08.2010

mutter natur zeigt uns
ihre schokoladenseite

Wir befahren den Park über den „West Entrance“, kaufen uns am Eingang den Interagency Annual Pass (der mit $ 80 für uns Beide gar nicht mal so teuer ist, wenn man bedenkt, dass man dafür ALLE Nationalparks Amerika´s gratis besuchen darf) und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus: ein Highlight jagt das nächste!

Nach „Madison“ biegen wir links Richtung „Norris" ab (unser Campground für heute, $ 14) und stehen bald vor dem „Steamboat Geysir“, ein blubberndes, zischendes und dampfendes Erdloch, aus dem so alle zehn Minuten das brodelnde Wasser meterhoch emporschießt! Es rumort unter der Oberfläche, „Mother Nature“ gibt hier und da rustikale Töne ab, des Öfteren auch gar nicht ladylike! Wir laufen den Rundtrail im „Porcellain Basin“, an jeder Ecke dampft es aus unzähligen Mulden, manche Becken blubbern matschig-seicht vor sich hin, andere brodeln wie Whirlpools, einige weisen grandiose Farben auf (nur bestimmte Bakterien und Algen können bei Temperaturen zwischen 93° und 138° Grad – das muss man sich mal vorstellen - 1 3 8 ° GRAD! - existieren). Mal sieht es aus wie Armageddon, Bürgerkrieg und exzessives Silvester zusammen (rauchende Krater, abgestorbene Bäume, weißgraue Erde) dann wiederum ähnelt es einer in bizarre Farben getauchten Mondlandschaft. Ziemlich abgefahren auch, dass zwischen den Kratern, den Geysiren und Wiesen unheimlich viele Büffel die Straße kreuzen. Da haben selbst wir mit dem Toyota und der Bullbar keine Chance! Wenig später sehen wir (nach zwanzig Büffeln, zwölf Pelikanen, einem Luchs, drei Murmeltieren und zwanzig rauchenden Geysiren) bei den „Mammoth Springs“ die berühmten Kalkterrassen und „Cones“ (Kalktürme), bei „Roosevelt“ den „Tower Fall“, zwischendrin erkaltete Magma und eine hochgewölbte Erdkruste und nach dem „Dunraven Pass“ haben wir für heute genug gestaunt und kehren voller neuer Eindrücke zum Campground zurück.

PS: geschwefelt und geräuchert bleiben wir länger jung, oder?
PPS: das hier scheint eine Schönheitskur zu werden, denn schlafend nehme ich gefühlte vier Kilogramm ab, aufgrund der scheißkalten Null-Grad-Bibber-Nächte hier!

YELLOWSTONE 2

Donnerstag, 26.08.2010

Die mit dem bÄr Tanzt!

Oh my Goodness! It´s so amazing! I just can´t believe it!“ - zwei Zahnspangen-Teenies äffen gähnend ihre rotbackigen Eltern nach. "A m a z i n g!", das Metall glänzt auf, Kichern folgt. - Doch die Alten haben Recht, das Yellowstone-Yoho begleitet uns schon seit vier Tagen. Zu Recht. Nicht nur Mam und Dad rufen wild, nein, einfach alle sind hingerissen. "Amazing" links und rechts und vor und hinter uns. Die meistgehörten Worte im Park, mit Abstand. Es ist tatsächlich erstaunlich, welche Wunder die Erde hier auffährt. Richtig große Geschütze. A m a z i n g! Echt jetzt!

Entlang des „Highway-Achter“ fahren wir die Sehenswürdigkeiten, also brodelnde Löcher, speiende Geysire und farbige Dampf-Pools ab. Das ist die einzige Straße durch den Park, zum Glück für die Tiere. Heute dreht ein Büffel den Spieß mal um: Bison „Harvey“ (per Rangertaufe) legt den kompletten Verkehr lahm, er stolziert beharrliche dreißig Minuten auf dem Mittelstreifen (könnte 50km/H laufen, bei satten 900 Kilogramm!!). Huf für Huf geht er auf den Strich ohne sich zu prostituieren – von dem soll mal einer was verlangen, das er nicht will! Der Verkehr passt sich an, riesige Jeeps und Vans sehen hinter ihm aus wie Spielzeuge.

Ja, so gibt´s jeden Tag Neues zu Sehen. Gestern, gerade mittendrin im Spätnachmittags-Pläuschchen mit der Nachbarin, sehe ich im Augenwinkel eine Bewegung im honigfarbenen Feld hinter ihr. Ich schaue genauer und mir stockt der Atem, ich kann nicht mehr sprechen (ja, auch Brenda weiß: das ist höchst ungewöhnlich). Stocksteif fixiere ich die Stelle hinter ihrem Rücken, da witzelt sie:
„What are you starring at? Is there a Grizzly behind me?! Ha Ha HA... Should I run? Ha Ha.." - "Nun ja" flüstere ich da: „Äh, YES! Oh, NO!! Just stay CALM! But YEAH, there IS a Grizzly behind you!“ - keine 80 Meter hinter ihr streift der in der Sonne golden glänzende Bär durch die leuchtende Wiese!!

Brenda macht die Drehung und fällt vom Campingstuhl. Rotwein auf sie. Glas am Boden. Tischdecke auf ihr. Bär guckt zu uns. Brenda rafft sich auf. Bär bleibt stehen. Brenda fährt herum. Bär schaut. Brenda starrt. Bär geht weiter. Lässig. Brenda nicht.

Auf den Schock muss ich mir erst mal ein Glas Rotwein gönnen - und Peng, da erscheinen zwei rotbraune Elche mit Mega-Geweih auf derselben Wiese, vor meinem Stuhl. Volles Naturprogramm und Gott ist heute in rasanter Switch-Mood! Vor meinem rot-prickelndem Glas kämpfen die Beiden im Sonnenuntergang, ringen Geweihe ineinander, messen Kräfte unter dem dicken Abendnebel vor maisgelbem Wald. Ich genieße den Fight bei meinem süffigen Glas Shiraz und gerade als ich mir ein Zweites holen will, schleicht ein Büffel (Harvey?) hinter den Beiden entlang. Ich verschlucke mich.

- Bloß nicht husten jetzt! Oh my Godness! It´s so Amazing!

YELLOWSTONE 3

Samstag, 28.08.2010

neuer tag, neuer channel

Von unserem Campground ausgehend machen wir einen Ausflug zum „ Artist´s Point“, schauen vorher noch beim Geysir „Old Faithfull“ und dem „Morning Glory Pool“, der in satten Farben leuchtet, vorbei. Der Ausbruch des „alten“ Geysirs kann fast auf die Minute vorherberechnet werden und so warten wir ab, bis er 20 Meter in die Höhe strömt, mit ungeheurem Druck.
Das gesamte Gebiet des Yellowstone (hat den Namen aufgrund der gelben Farbe der Sandsteinfelsen bekommen) ist die Caldera eines momentan inaktiven Supervulkans.

Deshalb brodelt es immer noch unter der Oberfläche, das sieht man an den hier verhältnismäßig vielen thermalaktiven Stellen (Hot Spots, heiße Quellen, Geysire, Fumerole). Da brodelt´s und blubbert´s an allen Ecken und Enden. Einen Geysir kann man sich wie einen Dampfkochtopf vorstellen:
Magma unter der Erdoberfläche erhitzt das Grundwasser, welches sich daraufhin ausdehnt und nach oben will (über Ritzen und Brüche im Gestein entstanden z.B. durch Erdbeben). Das wird aber von dem darüber liegenden Wasser solange verhindert, bis der Druck zu groß wird, dann schießt das Ganze nach oben und der Riß leert sich. Darum können Wissenschaftler auch ziemlich genau den nächsten Ausbruch vorhersagen.
Bei Heißwasserquellen sind die Risse und Rillen breiter, darum blubbert es dort kontinuierlich heraus und es kommt zu keinem Überdruck, keiner Eruption sondern nur zum „Whirlpoolverhalten“ - ähem, sag ich jetzt mal so. (Alles im „Education Center“ schön anschaulich erklärt und im „Young Scientist Club“ hab ich dort durch schöne bunte Bilder am meisten gelernt)

Weiter geht unsere Fahrt am dunkelblauen „Yellowstone Lake“ entlang zur „Fishing Bridge“, wo wir Pelikane beobachten und eine Elchfamilie in den angrenzenden dampfenden Wiesen liegt, hoch zum „Hayden Valley“. Dort kündigt eine Autokolonne schon an: „Hier gibt’s was zu sehen“ - und tatsächlich! Es ist wie in den „Cowboy- und Indianer“-Filmen: im idyllischen, endlos weiten, moosgrünen Tal weiden Hunderte von Büffeln in orange-rotem Licht, ein kobaltblauer Fluß schlängelt sich gleichmäßig sanft durch das Valley, die Bisons schreiten majestätisch und dampfend hindurch, wandern den camouflagefarbenen Berg hoch, wirbeln mit ihren Hufen hellen Staub auf, unzählige Kälber grasen zwischen den massiven Muttertieren, Einige liegen entspannt dösend am Boden.
Hollywood könnte es nicht besser inszenieren. „Der mit dem Wolf tanzt“ ist eine trübe Suppe dagegen! Es ist überwältigend und mir stockt der Atem! Ein Pferd wäre jetzt auch nicht schlecht!

Nachdem wir das Ganze volle dreißig Minuten aus guter, sicherer Entfernung beobachten, machen wir uns auf den Weg zum Yellowstone Canyon mit seinen rauschenden Wasserfällen. Wir zweigen am „South Rim Drive“ ab und begehen den „Uncle Tom´s Trail“ (wurde uns von Campground-Nachbarn John und Tamara aus Californien wärmstens empfohlen). Und – wirklich – nach einer halben Stunde lockeren Fußmarsches können wir den „Lower Fall“ bewundern, der aus 40 Metern über die scharfe Kante wild rauschend in die Tiefe fällt.
Auf gleicher Höhe mit dem Canyon gucken wir rüber, zu dem Wasserfall-Schauspiel, und genau in dem Moment knipst der liebe Gott für uns die Sonne an - es erscheint der schönste Bilderbuch-Regenbogen, den ich jemals gesehen habe: direkt über dem Wasserfall glitzert er über der Gischt in jeglicher Couleur, lila-blau-grün-gelb-rot-ach-was-sag-ich-einfach-alle-Faben, vollkommen vom einen bis zum anderen Ende!
Ich kann kaum Worte dafür finden!

Neuer Tag, neues Programm: Coyote und Wolf am Horizont plus Harvey eins, zwei und drei, über dem Pinienwald speit der Geysir was das Wasser hergibt - und das Ganze direkt hinter unserer Feuerstelle, mit lecker Kartoffeln und - ähem - Bisonwürsteln auf dem Grill.
Was für ein Schauspiel - „Oh my Goodness! It´s so amazing...I just can´t believe it!!“

SALT LAKE CITY

Dienstag, 31.08.2010

sister hicks im digitalen Zeitalter

In Salt Lake City finden wir uns dank dem schachbrettartig aufgebauten Straßensystem sofort gut zurecht und starten unseren City-Trip mit „Besorgungen“ machen, also shoppen! Im Einkaufs-District „The Gateway“ schlage ich direkt im Apple-Store zu: ich brauche dringend eine Ersatz-Batterie für das Mac-Book, denn mit schlappen zwei Stunden Laufzeit ist man ziemlich gehandicapped.

Bei der Gelegenheit fragen wir unseren Stylo-Milo-Verkäufer Chris gleich nach den angesagten Bars/Clubs hier und er nennt uns „Poplar Street Pub“, „Gracie´s“ und „The Sandbar“ als absolute Hot-Spots. Das seien auch die „Favorites“ der Apple-Store-Crew. Mit Ausgeh-Tipps im Kopf und Batterie in der Hand suchen wir die Zahlstation. Chris frägt, ob wir noch was bräuchten. „Ähem, wo bitte geht’s zur Kasse?“ „ Well“, sagt er da und greift nach der VISA- Card, „do you want the receipt via Email or printed?“- „Mh, eine Rechnung zum Mitnehmen wär schon ganz schön“, meinen wir da und er entgegnet „no problem“, holt ein kleines Mini-Blackberry heraus und zieht unsere Kreditkarte durch (auweia), geht zum nächsten Tisch, bückt sich zum Printer und holt einen Zettel mit dem gedruckten Bon heraus! Jetzt will er uns gerne noch die empfohlenen Bars aufschreiben, doch im digitalen Zeitalter scheint es weder Kassen noch Kugelschreiber zu geben. Nach zehn Minuten erfolglosen Kramens unter sämtlichen Desktops, ach sagen wir doch ganz old-school „Schreibtischen“, gibt er auf und wir zucken stereo lächelnd mit den Achseln: "haben´s uns gemerkt, aber Danke!".

Abends scheint mir die Stadt supersicher, fast schon steril und saubergeleckt zu sein. Die Bürgersteige sind zwar noch nicht hochgeklappt (ok, es ist Dienstag), aber der Bär steppt hier auch nicht. Die Restaurants sind ziemlich gut besucht, aber sowohl Poplar´s als auch die anderen Locations sind gähnend leer. Wir kommen an Squatter´s Pub Brewery vorbei, biegen an Romano´s Maccaroni Grill ab, bestaunen die Pferdekutschen mit Lichterketten daran (aber ohne Bremslicht), gucken beim Shilo Inn vorbei und gehen rechts zur South Temple Street. Leider hat uns kein Pub richtig begeistert, so trinken wir lediglich zwei Bier/Cocktails bei Gracie´s und gehen wieder „nach Hause“ in unseren Toyota (so geht es uns schon über die Lippen).

Am nächsten Tag kurven wir noch etwas die Straßen rauf (zwecks Utah State Capitol) und runter (Temple Square) und lassen uns von Sister Hicks im Mormonen-Tempel-Visitor-Center über ihren Glauben aufklären. Salt Lake City wurde von Sektenführer Brigham Young mit dem geflügelten Wort „This is the Place!“ gegründet, als er mit einer Vorhut seiner Anhänger auf der Suche nach einem geeigneten Ort für das amerikanische Reich Zion war. Sister Hicks ist etwas beleidigt, als sie uns nicht so recht begeistern kann, der mormonischen Kirche beizutreten, keinen Alkohol mehr zu trinken, zehn Prozent unseres Gehalts an ihren „lebendigen“ Propheten abzugeben und dazu auch noch auf Kaffee und Tabak zu verzichten. Als Georg jedoch ablehnt „The Mormon Bible“ mitzunehmen (Georg´s Kommentar: You think,
this is `The Bible, Part 3?`) wird ihre Mine zappenduster und sie verabschiedet uns ziemlich knapp.

SALT LAKE CITY 2

Mittwoch, 01.09.2010

the police

Hinter uns ist Festbeleuchtung und wir werden gezwungen, zu halten. P o l i c e. UUH. „You know, why I stopped you?“, ist die nächste Frage. „ Äh, noooo“, antworten wir unschuldig wie aus einem Munde. „ It´s because I didn´t know your plate!“, Vorwurf in der Stimme, „I looked in the computer, it isn´t registered!!“, Vorwurf mal zwei. Jetzt sieht er aus, wie ein Elefant kurz vorm Wahnsinn.

Wir entgegnen „well, of course, it´s not registered here, we´re from Germany!“ … Ah, jetzt entpannt sich sein Gesicht, der Arm fällt locker runter, weg von der Waffe, wir hätten ja so „ suspicious“ ausgesehen, er hätte uns aufhalten müssen, „well“, es war ja seine Plicht, aber „now“ ist ja alles in Ordung, er frägt was wir hier so tun, mit unserem eigenen Auto. Nun ja, das ist schnell erklärt und wir dürfen weiterfahren.
Heute besuchen wir Karen, die in einem typischen Salt-Lake-Haus wohnt, mit weißer Holzveranda und allem drum und dran. Kurz muss ich schmunzeln, als ein Auto mit dem Aufkleber: „My Life ist better than your Vacation“ vorbeirast, dann wenden wir uns wieder Rotwein, Käsekräckern und guter Unterhaltung zu.

Am Morgen herrscht geschäftiges Treiben, der gelbe Schulbus rauscht vorbei, Jogger mit angeleinten Hunden hetzen vorüber, Businessleute mit Handy´s am Ohr laufen die Straße aufwärts, während wir im „Coffee-Garden“ (900 South/900 East Street) das Leben, die Sonne und den milden Latte Macchiato genießen.

Nach einem Abstecher zum „Patagonia“-Outlet (1100 East/Highland Drive, Tipp von Arthur via Karen - DANKE!!) brechen wir auf Richtung Moab, „Arches Nationalpark“ mit seinen faszinierenden Steinbögen und Naturwundern ist unser nächstes Ziel. Nach fünf angenehmen Fahrstunden erreichen wir die Stadt und lassen uns zehn Kilometer weiter, auf den „Sand Flats“ ($ 10/Nacht), einem romantisch gelegenen Campground umgeben von glattgeschliffenem rostroten Sandstein, nieder.

ARCHES NATIONALPARK

Donnerstag 02.09.2010

heulen oder kotzen?

Das ist hier die Frage! Anders ausgedrückt: zwei mal abgewatscht - oder - doppelt lange Gesichter im Visitor Center Moab:
Satz Nummer eins geht an Georg: „No way! You can´t do the White Rim Road. There have been storms and showers the last four weeks. It is closed. You really can´t go through. You will get no permit!“

Satz zwei an mich: „ The horses aren´t allowed to gallopp. So, you could go horseback riding, but it´ll be in a row. Truely, that´s boring if you´ re an experienced rider - there will be NO GALLOPP. It´s because of the law. I´m sorry... but look at the beautiful landscape. You can´t have everything in life!“ DOCH DOCH DOCH!! Verdammt noch mal!

Da sehe ich mich schon seit Wochen in meinen Träumen John-Wayne-mäßig statt Stetson-hütig mit wehendem Haar und breitem Grinsen im Sonnenuntergang durch die Canyons galoppieren, die grenzenlose, wilde, ungezügelte Freiheit einatmend - und da kommt der mir so!
Da brauche ich nun wirklich keine 80 Dollar ausgeben, um mit einem gebrochenen, im Schnarch-Schritt-schlürfenden Pferd in einer Reihe von zwanzig Reitern eine Stunde durch die rote Erde zu lahmen. Jetzt bin ich aber echt geknickt. Und enttäuscht. Und gefrustet. Maaaaannn!!

Georg geht’s nicht besser, liegt er mir doch schon seit Wochen mit der White Rim Road in den Ohren, davon, in der Einsamkeit entlang der hellen Bruchkante in dem Nationalpark „Canyonlands“ zu cruisen.

Zweimal Big Aua!

ARCHES NATIONALPARK 2

Montag, 06.09.2010

HOrds on the rocks

Aufbruch ins Innere des Arches Nationalparks: die Erde um uns leuchtet flammend Rot, scharfe Berge und Schluchten spalten sie surreal auf, effektvolle Steilwände und bizarre Felsskulpturen knallen uns Zinnober-Weichzeichner auf die Pupillen.

Mehr als 2000 Steinbögen gibt´s hier im Hochplateau zu bestaunen, mehr als an jeglichen anderen Orten der Welt. Wasser, Eis und extreme Temperaturen haben die Landschaft geformt, unterirdische Salzrückstände (durch Verdunstung des Meeres) und Erosion sind für die vielen Arches, Grate, Felsen und Monolithen verantwortlich.

Wir schlendern entlang der scharlachroten „Park Avenue“, fahren an den Terrakotta-„Courthouse Towers“ vorbei und halten am papayafarbenen „Balanced Rock“, einem massiven Rundstein, der grazil auf dem Felsgrat sitzt. Eine Stichstraße führt uns weiter zu der „Windows Section“, dort wandern wir den kurzen Trail hinauf. Mächtige Arches um uns herum, Zwillinge, Drillinge und steinige Fenster obendrein. Die Sonne brennt bei 40 Grad und so machen wir für heute Feierabend, legen Fleisch auf den Grill und planen den morgigen Offroad-Trip zu den Gemini-Brigdes.

Die Zwillingsbrücken selbst sind so lálá, der Weg dahin begeistert umso mehr. Also Georg, der ist in seinem Element. Abends widmen wir uns der Delicate Arch, dem wohl berühmtesten Steinbogen der Welt. Wir erreichen ihn nach einer kurzen Wanderung bei untergehender Sonne.

Klingt romantisch, war´s aber nicht. Erst hinter einer Sandsteinmauer versteckt, steht er plötzlich vor uns, hinter sich die schneebedeckten Gipfel der Manti La Sal Mountains. So weit, so romantisch.

Doch dann müssen meine sensiblen Augen mindestens genauso plötzlich die hundert anderen „Arsch-“- äh, Pardon, "Arch-"Touristen sehen! Mami, Tante, Opa, Kinder, alle da. Baby schreit, Oma rotzt, Onkel kotzt. Manch einer schmeisst die Bierdose um, ein anderer rülpst im Echo. Nicht fair jetzt! Romantik jetzt! Mann jetzt! Kurz hab ich schon Platzangst und möchte gleich mit Onkel mitkotzen! Nur so aus Sympathie und Unromantik.

Nach dem - zugegebenermaßen bezaubernden - Sunset (ich hab´ da mal mein Talent zum absoluten Aus- und Overblenden zum Einsatz gebracht), machen wir uns alle zusammen wieder auf den gemeinsamen Rückweg und etwas panisch höre ich Opa hinter mir:

„Come on, faster, Trudy...The hords will come“...

ARCHES NATIONALPARK 3

Dienstag, 07.09.2010

In drei teufel´s garten

Ganz so schlimm ist es am nächsten Tag nicht mehr, denn Erstens ist das Wochenende des Labor Day´s rum, und zweitens sind wir wieder mal von der Fraktion „Früher Vogel“:

Wir starten bei wohligen 26 Grad um 7 Uhr Morgens am Parkplatz des „Devil´s Garden“ und arbeiten uns bei steigenden Temperaturen von der „Tunnel Arch“ (28 Grad) über die „Pine Tree Arch“ vor bis zur „Double O Arch“, bestaunen die fragile Struktur der „Landscape Arch“ (überspannt die Größe eines Fußballfeldes) und schwitzen beim „Private Arch“ noch die letzten Wasserreserven heraus. Völlig entkräftet, ausgeschwitzt (jetzt weiß ich auch, woher die Salzablagerungen wirklich kommen) und mit einem Gefühl wie kombinierter Sauna-, Solarium-, und Fitnessstudio-Besuch erreichen wir nach fünf Stunden und 42 Grad wieder den Parkplatz und rettenden Schatten unseres Autos. - Ich brauche „Wasser! Kaltes, klares Wasser!“

Und nun, nun ist es Mitternacht in den Sand Flats, der Mond taucht die Berge in mystisches Licht, zeichnet scharfe Konturen, meine Zehen spielen mit dem kühlen Sand und ich liege ziemlich genau unter der hellen Milchstraße, genieße die Stille, bewundere den Sternenhimmel und fühle Frieden. Ein wundervolles Funkeln, Millionen von Diamanten flirren im samtblauen Firmament, beinahe träume ich weg, als direkt über mir eine Sternschnuppe aufglüht und eine Welle des Wohlgefühls überschwappt mich.
Wunsch ist Wunsch!

MONUMENT VALLEY

Freitag 10.09.2010

PIssing horse point

Nach kurzem Abstecher zu den Petroglyphen des Newspaper Rock, (2000 Jahre altes Graffiti), einem Ausflug zum 600 km entfernten Canyon de Chelly (warum noch mal waren wir dort? Nie mehr wieder, sag´ ich da nur, so viel Zeit muss an dieser Stelle sein), kommen wir nun heute im Monument Valley an.

Am Eingang ($ 5) gib´s ein Info-Blatt mit dem Rundtrail und elf lustig benannten Aussichtsplätzen in die Hand und ich komme mir ein bisschen vor wie beim Rorschach-Test. Am „Elefant-Butte" geht’s vorbei Richtung „Three Sisters“ (sollte eigentlich heißen: zwei Schwestern und der kleine Georg) hin zum „Camel-Mountain“ - der für mich ein bisschen weit hergeholt ist. Trotz großtmöglicher mentaler Glanzleistung kann ich darin kein Kamel erkennen. Gerade als wir uns über die Form des Felsen partout nicht einigen können (Georg sieht nämlich auf J-E-D-E-N Fall einen Kamelkopf vorne rechts), ich bin eher auf Schildkröte gepolt, erscheint ein weißes Ich-Mach-Andrea-Glücklich-Schild vor uns:

„Pinch Trail Rides, Navajo-owned, Horsebackriding for experienced and beginners" ist in bunten Farben draufgemalt. Ich juchze auf! Ja, ja, reiten, auf jeden Fall! „Schatz, egal jetzt, ob Morla-Turtle oder Marlboro-Camel-Fels. FAHR-DA-REIN! Ich springe nahezu den irritierten Pferden entgegen. Nach kurzen Verhandlungen mit einem John-Wayne-Look-Alike (war das nicht in Navajo-Hand hier?, bin verwirrt, aber egal), steht bald fest: sofern ich versprechen kann, während den zwei Stunden nicht den roten Sand zu küssen, kann ich galoppieren! Aber Hallo! Die Pferde sind flugs aufgetrenst, ich noch schneller im Sattel und wir reiten den malerischen karmesinroten Felsen entgegen. Nuvju hat meine Bitte direkt richtig verstanden, wir galoppieren mit „Whitesock“ (sein Pferd) und „Guiness“ (meins), was das Zaumzeug hält!

Über roten Stein und grüne Büschel, rostfarbenen Sand und goldene Canyons, vor Augen die einzigartigen Monumentalfelsen. Hier der „Elefantenberg“, links schnellt der „John-Fords-Point“ vorbei (wieder verwirrt, was is jetzt mit dem Wayne?), rechts das „North-Window“, vor uns rast der „Artists-Point“ heran. Wir erreichen eine steil abfallende Klippe und Parieren durch zum Stehen: grandioser Weitblick über das unendlich scheinende ocker-camouflage getupfte Tal. Die „Three Sisters“ ragen steil in den kobaltblauen Himmel, rechterhand breitet sich der „Raingod-Mesa“ aus. Ich blicke schweigend in die Ferne und halte ehrfurchtsvoll inne aufgrund der überwältigenden Szenerie.

Exakt in diesem denkwürdigen, phänomenalen, einzigartigen Augenblick, in dem wir Beide, Nuvju und ich, andächtig über das wunderschöne Land blicken, ein Greifvogel seine Schwingen über uns breitet, ich über die Schönheit der Erde sinniere, die Sinnhaftigkeit des Lebens vor meinen Augen erscheint, aus der Ferne das leise Wiehern eines Pferdes an mein Ohr schwingt - genau da strullert „Guiness“ los! Aber richtig!
V-i-e-r (!) sagenhafte Minuten lang. Tschchchchchchchchchchchchchch...
Ich könnte Losbrüllen vor Lachen! Unter uns entsteht ein orangeroter See und das Geräusch scheint meilenweit hörbar – ich kann nicht mehr! Guiness wiehert zum Abschluss ohrenbetäubend und patscht davon.

Über abschüssige Wege mit 200 Metern abfallendem Fels geht’s nach zwei turbulenten Stunden wieder zurück zur Ranch zum wartenden Georg, und ich weiß jetzt Bescheid: „Schatzi – ob jetzt „Turtle-Butte“ oder „Camel-Mountain“, dort drüben jedenfalls ist der „Pissing-Horse-Point!“.

NATURAL BRIDGES

Samstag 11.09.2010

grundbedÜrfnisse! stillen! jetzt!

42 Grad, die Sonne sticht, der Kopf pulsiert im Rhythmus meines Herzens. Nach sechs gnadenlosen Stunden Hikens in der brennenden Hitze Utah´s fühle ich mich in etwa so wie nach einem kompletten Tag in der Sauna und gleichzeitigem Halbmarathon. Wir waren wieder wandern:

Die „Natural Bridges“ im gleichnamigen „National Monument“ haben uns gelockt, und da wir ja gleich immer alles wollen, haben wir den Trail zu den drei durch Wasser erodierten Steinbrücken mal locker kombiniert und so „Sipapu Bridge“, „Kachina Bridge“ und „Owachomo“ gesichtet. Auf dem Papier sieht alles so einfach aus. Doch nun...unser Schweiß tropft über Stock und über Stein in den weichen Sand hinein...und immer länger zieht sich der erbarmungslose Weg dahin, die Luft steht, Georg vor mir sehe ich nur noch unscharf flirrend dahinstapfen. Fünf Liter Wasserproviant sind schon aufgebraucht, die Sandwiches verzehrt und gerade als ich denke „ich kann nicht mehr denken, nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen und sowieso überhaupt nichts mehr“ schaffen wir es gerade noch so zum Parkplatz zurück, meine Beine gehen selbstständig, der Kopf ist überhitzt und hat sich abgemeldet, nur der rettende Anblick unseres wunderbaren Autos erleichtert mich, ein Ruck geht durch mein abgeschaltenes, weich gekochtes Gehirn, denn endlich safe, gerettet, in Sicherheit. Heureka! Weiter hätte es nicht sein dürfen – gerade mal noch so geschafft! Kreidebleich, entkräftet, entwässert und entsalzt schleppe ich mich die letzten Meter und ziehe mich den Beifahrersitz hoch, in den rettenden Schatten des Autos.
Danach gibt´s nur drei Dinge zu tun, Grundbedürfnisse stillen:
Trinken! Essen! Schlafen!
und zwar genau in der Reihenfolge.

Tags darauf ein kleiner Trail zur fabelhaft gut erhaltenen „Moonhouse Ruin“, hier lebten lange Zeit Asanazi-Indianer und errichteten eine Home-Base mit 49 Zimmern. Der Tipp kam von Brian, und obwohl nirgends verzeichnet, ist die antike Ruine absolut sehenswert!
Nicht nur 4WD (Wheel-Drive)-herausfordernd, sondern auch 2LD (Leg-Drive).
Anschließend: 4 Liter! 2 Teller! 10 Stunden!

CAPITOL REEF NATIONALPARK

Dienstag, 14.09.2010

die grandiose falte

Luftfeuchtigkeit unter 20%, morgens um 7:00 bereits 27° Grad, kein leises Lüftchen macht uns das Leben leichter, aber trotzdem wollen wir die so gelobte Wanderung des „Frying Pan Trail“ unternehmen, denn laut Visitor-Center-Dame ist das the „absolutely exciting“ thing ever...- well, was soll ich sagen:

Entweder ich bin nun einfach nicht mehr an Steinen interessiert, oder wir haben bereits zu viel davon gesehen, oder aber die nette Dame hat schlichtweg gelogen. Fakt ist, die „Waterpocket Fold“ im „Capitol Reef Nationalpark“ mag ja per se eine Sensation für eingefleischte Geologen sein, Steinforscher, Felsliebhaber, Archäologen, Millionen von Jahren her und so weiter, für mich ist es halt einfach nur eine Steinfalte. Und nach Steinbögen, Steinbrücken, balancierten Steinen und gefalteten Steinen haut es mich nun nicht mehr vom Hocker. Die Wanderung war ermüdend und eintönig und nun wahrlich ohne jegliche Belohnung für´s Auge – meins jedenfalls sah nur gelbe und rote Riesenfalten innerhalb einer großen grauen Furche – wer möchte so etwas schon vier geschlagene Stunden lang sehen? Nackter grauer Fels ohne ein winziges Grasbüschel, nichts Erquickendes, kein Leben, noch nicht mal ein Streifenhörnchen hat sich blicken lassen. Wenn unter jedem der zahlreichen Steinmännchen zur Wegweisung wenigstens Schokoladenstückchen gelegen wären, dann hätte das Ganze ja noch einen minimalen Hauch von Sinn und Spaß gehabt. Aber weit gefehlt. Ne, das hätte man sich nun echt sparen können.
Doch irgendwer da oben hatte wohl Mitleid mit mir krebsgesichtigem schnaufenden und motzigen Etwas: der Eismann ist am Campground. Mit Klingel und allem drum und dran. Nur 1 Liter Packungen? No Problem!

BRYCE CANYON

Samstag, 18.09.2010

cruisin´

Ein Kaleidoskop aus warmen Rottönen umgibt uns als wir im Sonnenuntergang mit Spiritousen ausgerüstet am „Sunset Point“ des „Bryce Canyon“ sitzen und uns gemütlich die fantastische Rundumsicht über das „Amphitheater“ zu Gemüte führen.

Einzigartig graziöse, filigrane Schlotfelsen, die emporstehen, als hätte Gott höchstpersönlich im Sandkasten gespielt, den nassen Sand in die Faust genommen und langsam abtröpfeln lassen. Ein einziger riesiger Spielplatz. Grandiose „Hoodoos“, steil aufragende Schlotfelsen spielen ihre Dramatik in der untergehen Sonne, im flirrenden Orange voll aus. Auch die „Faryland“-Wanderung Tags darauf hält, was sie verspricht: vorbei am eierschalfarbenen (äh, die Weißen) Elfenbeinturm zischt kurz vor der „Tower Bridge“ eine grünliche halbmeterlange Klapperschlange an mir vorbei, und als wir die „China Wall“ erreichen, ist es endgültig um mich geschehen. Der Wanderweg schlängelt sich eigentümlich witzig durch die sanft geschwungenen Hügel, die Berge schimmern Rosafarben bis ins Violette, Monolithen bauen sich mächtig auf, zwischendrin erheben sich weiße märchenhafte Paläste und goldene Arches. Der Schweiß war´s wert!

Fauna Flash, Little Dragon und Medeskin, Martin&Wood im Ohr grooven wir die Gravel Roads dahin, durchs „Grand Staircase Escalante“, die Felsen scheinen frisch gebatikt zu sein, noch nass und im Crinkle-Look, als hätte jemand gerade eben erst den gebundenen Faden durchgeschnitten und abgezogen. Blaugrau gemischt mit pink, durchzogen von roten Streifen, solche Berge habe ich noch nie gesehen, manche sehen aus wie Pfeilspitzen, scharf und kantig, andere wiederum schmiegen sich rundlich grün in die Landschaft hinein, zwischendrin erheben sich helle Pyramiden, komplett dreieckig, mal kommt die Straße weichsandig daher, ist beigegefärbt, um sich sofort darauf in eine raue Küstenlandschaft mit schroffen, abweisenden dunkelblauen Felsen zu verwandeln. Ja, es ist sogar so abwechslungsreich, dass mein Gehirn Assoziationen ausspukt, in zwei Minuten am Sandstrand mit zugehörigem Meer zu sein, doch genau wenn´s am Schönsten ist, lauert hinter der nächsten Kurve ein ausgewaschenes Flußbett, glatter Stein, durchgeackerter Lehm und so langsam beginne ich mich im Sitz festzukrallen, zwinge mich dazu, nicht zum Abgrund zu schauen, wo ein Dreimeter-mal-Dreimeter-Würfel an zusammengeknautschtem Wohnmobil liegt und versuche meine aufkommenden Streßpickel zu unterdrücken!

GLEN CANYON + ANTELOPE CANYON

Mittwoch, 22.09.2010

Squeeze-Team

Sechs Dollar Permit plus 20 Dollar Eintritt pro Person. Wir schlucken. Schauen uns an. Schlucken nochmal und überlegen. Ist schon happig, was die Navajo für die Besichtigung "ihres" Antelope Canyon verlangen. Wir sprechen hier von einem Slotcanyon, der da nun mal steht. Von Natur aus. Zu den 26 Dollar gibt’s auch kein Eis, kein Bonbon und keinen Cocktail.

Nur um in einer versprochenen halben Stunde durch die Schlucht geschleust zu werden, sollen wir 52 Dollar berappen? Zu Hansi´s Zeiten (Anm., Hans Grundmann, der Autor unseres Reiseführers begleitet uns nun schon so lange in der Mittelkonsole, dass wir ihn abkürzen dürfen, nach all der gemeinsamen Zeit, gell, Hansi!) waren es noch fünf ganze Dollar weniger.... Aber was will man machen? Ärgern und zahlen und rein. Oder eben nicht-ärgern, zahlen und rein. Also Zweiteres.

Doch ganz ehrlich, Hansi, Danke, der Tipp war gut! Einzigartig, wie rundgeschliffen mystisch sich der Canyon präsentiert, welch unwirklichen Eindruck er macht. Es geht die steilen Treppen hinab und sofort fühle mich verzaubert, eingetaucht in eine andere Welt, schummrig erst, dann kommen schemenhaft Formen, Farben, Lichtspiele. Knallige Effekte.

Die Welt da unten ist allerdings auch gefährlich. 1997 kamen zwanzig Touristen mit dem Guide ums Leben, als eine Flash Flood (Flutwelle) sie mitriss, die aus einem 30 km entfernten Gewitter herrührte.

Wir jedoch genießen bestes Wetter, heißes nahezu, selbst da unten in den Tiefen der Schlucht, gleißender Sonnenschein, die Strahlen tauchen den Canyon in rotgoldenes Licht, einzelne Magenta-Streifen leuchten auf, Steinbögen bilden surreale Schattenwürfe, hin und wieder rieselt eine Ladung Sand ins Haar. Wir tasten uns langsam vorwärts, quetschen uns durch die gewölbten Formationen, in changierendem Bordeauxrot erscheint der schmale Weg durch die atemberaubenden Steilwände. Irreales Gefühl, wie durch ein Gemälde laufen.

Irgendwann geht´s über ein Treppchen wieder an die Oberfläche, Einer nach dem Anderen erscheint aus den Tiefen der Erde.

Sandburg im Haar, flammendrotes Lächeln im Gesicht!

GRAND CANYON

Freitag, 24.09.2010

gross, grÖsser, am GRÖssten

Nach den filigranen Felslsäulen im Bryce Canyon Nationalpark werden wir hier die größte Schlucht der Welt besichtigen. Und sie ist gleichzeitig die berühmteste Sehenswürdigkeit Arizona´s. Wieder mal sehen wir den Colorado-River, der mitverantwortlich dafür ist, dass dieser Canyon innerhalb der letzten 2-5 Mio. Jahre geschaffen wurde.

Einen atemberaubenden Blick können wir erhaschen, als wir (mal wieder, und langsam reicht´s mir fast schon damit) eine Wanderung zum Wildfross Point unternehmen. Der 16 Kilometer-Trail fällt aber leicht, da das vom Visitor Center mitgebrachte „Young-Scientist´s“-Programm auf 14 Stationen geologische Sensationen wie Fossilien, Canyon-Enstehung u.a. erläutert. Auch der „Bright Angels´ Point“-Overlook ist ziemlich beeindruckend, da wir eine Sicht von 200 km haben, sprich bis zur anderen, zur South Rim (Kante), und nach unten satte 1800m steil zum Grund blicken.

ZION NATIONALPARK

Sonntag, 26.09.2010

angel´s landing

„That´s scary!“, „Are you having fun?“ - nun, beide „Weggefährten“ haben Recht! Was für ein Gefühl. Wow. Rechts und links geht’s spektakulär steil bergab, eine Szenerie wie aus dem Vorspann von „Cliffhanger“ , endlose 500 Meter weiter unten sehe ich den winzig kleinen „Virgin-River“, der sich türkis durch die enge Mini-Canyon-Schlucht biegt; vor mir erstreckt sich der tiefrote Slickstone, gebackener Sandstein, der zum Glück festen Halt unter den Stiefeln gibt.

Muss er auch, denn hier auf dem „Angel´s Landing“ Rim Trail geht es auf einem schmalen Felsstück ziemlich ausgesetzt, am Ende ohne jegliche Sicherungen, nur durch Klettern auf Reibung zum Gipfel. Zum Glück ist kein „Fallen Angel“ draus geworden und nach fünf anstrengenden, aber glücklich machenden Stunden mit kleinen Thrills zwischendrin springen wir beide komplett bekleidet in den eisigen „Jungfrauen-Fluß“ und betreiben Ganzkörper-Kneippen.

So, nun habe ich die Krampfadern hoffentlich lebenslang verschreckt und ich bekomme nie welche: heute wollen wir es mal wieder wissen und laufen sage und schreibe drei komplette Stunden im eisig kalten Virgin-River die „Narrows“ rauf- und runter. Eindrücklicher, da so ganz und gar andersartiger Hike. Einmal komplett durch die Canyon-Schlucht, durch den Fluss hindurch, an einigen Stellen watend, mit Stecken und das 13 Grad kalte Wasser hüfthoch. Brrr. Ich revidiere: DAS ist Kneippen. Gestern war Kindergarten.

Nach so viel Natureindrücken ist jetzt mal wieder City angesagt, wenn auch im Kleinformat - wir fahren mit dem Shuttle-Bus gratis nach „Springdale“ Center, das bisher hübscheste Eingangstor zu jeglichen Nationalparks. Die Stadt kann mit etlichen kleinen Shops aufwarten, Outdoor-Outfitter, süße Cafe´s und atmosphärische Restaurants im Blockhaus-Steakhouse-Stil gibt’s en masse.
Weil mir nach zweieinhalb Monaten im Outback doch tatsächlich die einst gechasste Flimmerkiste abgeht, beschließen wir einstimmig, ins Kino zu gehen. Direkt hier um die Ecke des Parks befindet sich das IMAX-3D-Kino mit „the largest screen in western America“. Ein Film ist schnell gefunden: „Avatar“ soll´s sein, denn dazu sind wir in Deutschland gar nicht gekommen. Nach drei Stunden bombastischem Farbspektakel auf meine TV-abstinenten Augen bin ich nachhaltig beeindruckt und mir knallen fast die Pupillen raus, nach diesem prächtigen, bezaubernden, umwerfenden wundervollen Streifen Film. Es fühlt sich an, als hätte Regieass Cameron dreihunderttausend Neon-Gotcha-Kugeln auf meine Augäpfel direkt ins Gehirn gefeuert.

Nachtrag: bin die gesamte Nacht als Toruk Makto in irrwitzigem Tempo dreidimensional über phosphoreszierende Wälder, pink aufleuchtende Canyons und purpurne Wasserfälle geflogen, ein einziger Farb- und Geschwindigkeitsrausch, Mann, war das ein Spaß!
„Oh, yeah, I´m having fun, my dear!“

LAS VEGAS

Mittwoch, 29.09.2010

viva las vegas

Und der Spaß geht weiter! Avatar war die beste Vorbereitung auf die bunte, blinkend aufregende Spielerstadt. Von Weitem wirkt sie wie ein einziger gigantischer Dultplatz inmitten trister Wüste und brauner Berge. Je näher wir der City kommen, umso wärmer wird es, Grad um Grad wird es heftiger, mit voller Wucht trifft uns die schwüle drückende Hitze, als wir das Schild „Las Vegas, 15 mi“ lesen, wir sind das Schnitzel in der Pfanne, haben Ober-und Unterhitze im Toyota, sind schon mehrfach gargekocht, fühlen uns in Devil´s Kitchen, heiß, heißer, Las Vegas im September! Kommen nachmittags, 16.00 Uhr bei grillreifen 37 Grad an, doch richtig abkühlen wird sich die Luft von nun an gar nicht mehr.

Abends, bei gemäßigten 32 Grad und 25% Luftfeuchtigkeit nehmen wir uns den „Strip“ vor: von unserem KOA-CG ($35) gehen wir in einer Minute direkt durch das „Circus Circus“, einem rosarot verspiegeltem Megakomplex aus Hotel und Casino und befinden uns unmittelbar auf dem Las Vegas Boulevard, besser bekannt als „The Strip“. Wir sind mittendrin: spazieren auf dem farbenreichen Rummel, dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, it´s Showtime everywhere! Lights on! Music loud! Wir genießen die Volcano-Show vor dem „Mirage“, anschließend die sexy Sirenen, die das Piratenschiff sinken lassen vor dem „Treasure Island“, gleich darauf das Wasserballett mit Licht- und Soundeffekten vor dem „Bellagio“. Zwischendrin Großbildleinwände, die Farben ausspucken, gleißender Farbregen ergießt sich über uns, flackernde Glühbirnen und Schriftzüge weisen den Weg, wir kämpfen uns durch Massen von Menschen, Lichtern, wummernden Bässen, aggressiver, schiebender Musik, staunen und gaffen wie geblendet auf die LED-Monitore, der bunte Reiz um uns, der helle Wahnsinn, das Getose allerseits, erste Spielautomaten klingeln tinnitusgefährdend. Rechterhand türmt sich der große Goldbarren des „Trump International“ auf, links der exklusive Bau des „Wynn“ und „Encore“, mit den Nachtclubs „Surrender“ und „Tryst“. Direkt im Anschluß das Kontrastprogramm: verträumte Architektur, niedliche Brückchen, schwarz gepflasterter Platz – wir befinden uns auf dem Markusplatz in Bella Venezia, schlendern über den Vorhof des „Venetian Hotels“, danach reihen sich filmreif „Caesar´s Palace“ und das protzige „MGM“-Hotel - gleich hinter Venedigs Gassen bummeln wir durchs kitschige Petit-Paris mit golden leuchtendem Eiffelturm und oh lá lá, schon erreichen wir „New York, New York“ und schauen auf zur flackernden Fackel der Freiheitsstatue.
Unwillkürlich schießen mir die wahren, live und echt vor Ort erlebten Sehenswürdigkeiten in den Kopf und es ist ganz merkwürdig hier vor den Miniaturen zu stehen, während die zweite Spur mein Gehirns Assoziationen zu romantischem Venedig, kühlem Manhattan und verliebtem Paris ausspuckt.
Alle Farben des Regenbogens erzeugen die blendenden Laserspots, Glühbirnen knallen neon auf den Palästen, Tempeln, Türmen, Theatern, Casinos; visuelle Herausforderung und akustisches Mekka zugleich, die Slotmaschinen klirren, locken, verführen.
Und, na klar, muss ich spielen – tut ja auch nicht weh, beim Einsatz von nur einem Dollar. Kaum in den Schlitz geschoben, einmal auf der schreiend bunten Fläche gedrückt, kurze Entscheidung: „maximal Bet“ oder „one Bet“, jetzt steigt die Spannung, immerhin sind 90.000 Dollar Gewinn drin, das steht oben in aufdringlich roter Laufschrift, geht mir direkt in die Gehirnwindungen!
„Das schaff ich“, ich drücke auf den Button, „klar, darum bin ich da, jetzt weiß ich es ganz genau... ich bin dazu bestimmt, an dieser Maschine, heute im hier und jetzt, reich zu werden, es fühlt sich so richtig an, ich weiß es, ich und diese Maschine“! Kurz schreit es in mir „Hey, was geht da ab in Deinem Kopf? Vorsicht!“, doch diese Gedanken sind schnell beiseite geschoben. Ich starre gebannt auf die zirkulierenden Scheiben... bar, 7, buntes Zeichen... es dreht und dreht sich, Mann, was bleibt denn jetzt auf dem Monitor stehen“- mein Herz pocht schneller, stehe ich doch kurz davor, Reichtum zu erlangen, in so kurzer Zeit, wenn ich sofort weitermache gehe ich noch als Millionärin, verlasse schwerreich die Stadt... das alles geht mir durch den Sinn, während minimalen 5 oder 10 oder 30 Sekunden? Ich weiß es nicht, es gibt keine Uhren, nirgendwo, nur nicht auf die Zeit achten, ich weiß nur, dass ich direkt beim ersten Mal im „Circus Circus“ mein Geld verzehnfache! Bin deshalb dermaßen angefixt mit dem Spielen, dass ich das Doppelte dann wieder verrassele. Dumm gelaufen. Aber trotzdem den Überblick behalten. Einigermaßen.

Wie wir aber so durch diverse Casinos schlendern, die Handy-Uhr sagt 22.30, durch die Reihen von Vergnügungstempeln, um uns herum die verrückten Lockungen, die schrillen anmachenden Töne, da sehen wir auch die einsamen Leute, je später der Abend umso trauriger. Das Gros der Menschen befindet sich nun beim Dinieren, steht Schlange um diverse Shows, sitzt im Musical oder Varieté-Theater. Doch die Frauen und Männer, die anfangs um acht noch ein Lächeln auf den Lippen hatten, um neun einen vollen Aschenbecher vor sich und um zehn drei geleerte Gläser, starren nun aus doppelt leeren Augen. Glücklich scheint´s nicht zu machen, wenn man die Überzahl der abends um zwölf sitzengebliebenen Obsessiven betrachtet, die mit glasigem Blick auf die Bildfläche starren, wie besessen zittrig Dollar-
um Dollarschein in den unerbittlichen Schlitz schieben. Schlimmer fast noch die Spieler mit Club-Karte, verführerischer Bonus, 50 Gratis- Einstimmungs-Dollars auf´s Haus, die vor virtuellen, programmierten Kartengeberinnen sitzen und fieberhaft versuchen die Computerdame auszutricksen, während sie doch nur gebannt auf deren bombastisches, mit IT-Hilfe gestaltetes, unwirklich aufgeblasenes Dekolleté stieren...

Doch weiter hinten wird’s exquisiter, der Blick schweift vorbei an den einarmigen Banditen, dem billigen bunten Regen, den Barmädchen in minikurzen knallroten Bodysuits, glänzenden Nylons und Aua-Absätzen, die Teppiche werden eleganter, die Tischdamen auch. Edles Ambiente, sanftes Licht, angenehme Musik, geschmeidiger Anzug, rauschendes Seidenkleid, prickelnder Champagner, glühende Zigarren: Poker, Roulette, Black Jack, Baccara. High Roller á la James Bond sitzen ungerührt am Tisch, hohe Einsätze liegen vor ihnen, Jetons türmen sich auf, mächtige Bodyguards und Security-Chefs stehen dahinter – da geht’s um richtig viel Geld. Whiskey´s, Brandy´s, für die Damen Prickelbrause, High-End-Amusement, pures Risiko, Spieler mit VIP-Status. Einer von ihnen wird heute vielleicht sein Vermögen vervielfachen.

Wir schlendern wieder raus, auf die Straße, den Las Vegas Boulevard. Die Stadt ist einnehmend, ein aufregender Mix aus Entertainment, Spannung, Lust und Verlockung – in der Dunkelheit der Nacht. Clubs mit wummernden Bässen laden ein, wir schauen rein, die Musik dröhnt, ich tanze mich vorwärts, Cocktail in der Einen, Georg in der anderen Hand, bin beglückt vor so viel schreiender Verrücktheit, Ausgehlaune sei gegrüßt, ach, meine Mädels – wärt ihr doch auch da!
Zurück im Bett rauschen mir die Farben nachhaltig durch den Kopf, ich bin fasziniert und schlafe wieder mal mit vielen bunten flackernden Bilder im Gehirn und leichtem Wadenziehen ein.

Am Morgen darauf habe nicht nur ich, sondern wie mir scheint die ganze Stadt einen mördermäßigen Hangover. Was in der Dunkelheit der Nacht anziehend war und aufregend, bunt und schreiend, flackernd und bewegend, ist morgens nur schmerzend, grau und langweilig. Das Licht, die Show fehlt; mir und der City.
Deshalb kühle ich mich jetzt bei 36 Grad um elf Uhr morgens im Pool etwas runter und warte stillschweigend verharrend, bis der ultramarinblaue Vorhang der Finsternis das große Spektrum der gleißenden schrillen Farben wieder zum Glühen bringt und mich die verheißungsvolle Pracht der schimmernden Vergnügungspaläste auf ein Neues locken, ködern, reizen.

VIVA LAS VEGAS, TEIL, ÄH TAG II und III!
You´ll never forget Vegas. That´s the craziest town you can imagine“ schwärmt uns Jeff vor, den wir im Shuttle Bus kennenlernen. Seit 23 Jahren kommt er regelmäßig hierher, zum Spielen, Amüsieren und Saufen, wie er uns erklärt. Während unserer Fahrt (Ticket: $7/24h) durch die Stadt bekommen wir ganz nebenbei die wichtigsten „Rules“ erklärt:
„First of all, always remember: Never drink too much during gambling, this is how the Casino makes money! Never pay entrance at the clubs“ - geht immer am Vormittag zum Concierge des jeweiligen Hotels und lasst Euch Voucher für den Abend geben! „And last: Girls never pay for their drinks!“ Ausgerüstet mit den wertvollen Tipps schlagen wir eine erneute Schlacht im Vegas Urban Jungle! Heute befinden wir uns in Ägypten, im „Luxor“, gleich neben dem goldfarbenen Komplex des „Mandalay Bay“, und sind anschließend auf Kurz-Heimatbesuch in München: im Las Vegas „Hofbräuhaus“. War ja klar, dass der Drang nach Schweinebraten, Schnitzel und Dunkelbier in einer Enttäuschung enden musste... Kaum da, ein bisschen schon wie Zuhause, zumindest von Außen, wenn man die Temperaturen mal ausser Acht lässt, befindet es sich schräg gegenüber vom „Hard Rock-Cafe“, der blaue Schriftzug leuchtet etwas stärker als Daheim, die Musik dröhnt etwas aufdringlicher. Gerade als wir eintreten sagt die Band den „Chicken-Dance“ an. Ein Fragezeichen erscheint auf meiner gerunzelten Stirn: wieso „Chicken“, wenn dann doch Enten-„Duck“-Dance!? Bin verwirrt, und die Verwirrung wird sich gleich noch ins Unermessliche steigern:
13 Dollar das Fleischpflanzerl, „wait 45 Minutes to be seated“, 20 Dollar das „Pork“-Schnitzel „Wiener Art“, $ 19.90 der „Bavarian Schweinebraten“ - darunter steht „the one, bavarians can´t live without“. Wir gönnen uns für 7,90 ein „medium (0,33L) Dunkel“, sehen mal wieder Dirndl und Lederhosen (seufz, gerade ist die Wies´n daheim) und stürzen uns danach wieder ins typical Vegas Nachtleben...ab in die nächste Bar, übernächste Lounge,rein ins Casino... „Katsching! Kling kling kling“... welch hübscher Sound dringt da an mein Ohr... und es ist auch noch meine Maschine! Oh, yeah – habe mein Geld verhundertfacht... im Ernst, aus einem Dollar wurden 99! Schon wieder gewonnen, ich liebe diese Stadt! Diesmal im „Wynn“ - Nomen es Omen!

Die 99 Dollar wollen wir gleich wieder ausgeben und beschließen, in den „TAO“-Nightclub zu gehen. Asiatisch-buddhistisch angehauchtes Interieur „asian flavor blends with Vegas spice at one of the city´s perennial hot spots“ steht im „What´s on“, dem Vegas-Magazin. Bin begeistert wie elegant und stimmig hier gestaltet wurde; Im Entreé öffnen sich braune Halbkreise, man schreitet hindurch im schummrigen Licht, zu beiden Seiten stehen über üppige zwanzig Eingangsmeter gefüllte Minibadewannen aus massivem Stein mit schwimmenden Kerzen und rosa Blütenblättern darin, am Ende des Tunnels ein mächtiger liegender Buddha. Bambus und dunkelgrauer Naturstein, Rostiges Rot und gedecktes Orange dominieren, zwischendrin golden schimmernde Accessoires, an der Theke wurden ins Plexiglas des Bartisches asiatische Münzen eingegossen, beige Hocker, sanftes Licht, hier und da sitzen überdimensionale Steinbuddhas und meditieren in den Aussparungen der blutrotgetäfelten Wand.
Wir bestellen einen Mojito und einen MajTai, da macht´s nochmal „Katsching“, 28 Dollar - aber was soll´s, wir hatten ja auch gewonnen...

Auch das „Fremont Street Experience“ auf gleichnamiger Straße lassen wir uns nicht entgehen und genießen tolle Live-Acts, sowie die spektakuläre Light&Sound-Show unter einer zusammenhängenden
300 Meter langen und 25 Meter breiten LED-Kuppel. Den Tipp mit dem Spielen und Trinken haben wir irgendwie verdrängt, die anderen genutzt und wahrlich: „We´ll never forget Vegas!“

LAKE MEAD

Mittwoch, 29.09.2010

auszeit in der recreation area

Nach soviel Party und Brummschädel steht uns der Sinn nach Entspannung im Outback! Die richtige Mischung macht am glücklichsten. Also fahren wir die kurzen 70 Kilometer zur „Recreation Area Lake Mead“ und gönnen uns Erholung am See.

Am Ortsausgang von Vegas schlagen wir noch im „Town Square“ zu, ein fabelhafter Ort zum Shoppen mit Läden wie Abercrombie&Fitch, Oakley, Banana Republic und dem altbekannten H&M. Die Tüten gefüllt, die Sonne stechend und die Laune blendend tuckern wir über „Las Vegas Bay“ nach „Calville Bay“, halten unsere Beine in den erfrischenden Lake Mead und nächtigen schließlich für $10 (Las Vegas hat dann doch seine Spuren in unserem Reisebudget hinterlassen) in der „Echo Bay“. Am Tag darauf geht’s weiter zum „Valley of the Fire State Park“. Rote Steinformationen, eingeritzte „Rock Art“, helle Domtürme, kleine Arches – und diesmal gar „Seven Sisters“, da hat nun „little George“ wirklich keinen Platz mehr. Etliche Filme wurden hier schon gedreht, unter anderem „Star Trek: Next Generation“, „1 Million BC.“ oder „The Professionals“, Überbleibsel vom Set können bewundert werden.
Wir latschen durch die vielfarbigen Gesteinsschichten, vanillefarben bis schokobraun, Marmorkuchen lässt grüßen, doch, man ahnt es, irgendwie bin ich durch mit Steinen und freue mich auf die nächste Nacht in Vegas, denn wir beschließen zum Wochenende wieder hinzufahren...
wie war das nochmal Jeff, ah, jetzt hab ich es wieder:
„Never be bored, always drink, dance and gamble!?“

LAS VEGAS, AGAIN

Samstag, 09.10.2010

oh yeah, tag 5 und 6

„You can wait there, if you want“ - zack, da waren wir getrennt! Drei verschiedene Wartereihen gibt es gleich zu Anfang: eine für „invitet guests“, eine für die kein Schild aufgestellt wurde, in der Mitte, und rechts, da stehen wir hinter der Schrift „normal admission“.

Uh, alle außer uns sind so wichtig! Zwar hatten wir Jeff´s Ratschlag im Hinterkopf, und wollten noch zum Concierge, haben uns dann aber verzettelt mit Shoppen. Wir drehen eine erneute Runde im Nightlife Vegas´, diesmal im Nightclub des Mirage „JET“, wo Freitags die besten Parties der Stadt steigen sollen...“A high energy ambiance and inviting party atmosphere entice guests to cut loose as they dance and drink the night away“ können wir im Vegas-Seven-Magazine lesen. Also, raus aus den Jeans, rein ins kleine Schwarze und ab ins Vergnügen. Doch davor steht erstmal ein wenig Stress, es ist doch tatsächlich unglaublich: nach der ersten Schlange mit ganz wichtigen Türstehern, zwei vor jeder Linie, dahinter noch jeweils ein Security-Mann im Kleiderschrankformat wird man - endlich vorne - natürlich beäugt und dann ein minikleines Stückchen weiter vorgelassen. Zwischendrin laufen die allerwichtigsten Menschen in schwarzen Anzügen, ernstem Gesicht und ausgedruckten Listen in der Hand herum, fragen die Leute nach ihrer „Invitation“, schauen auf dem DIN A4-Blatt nach und nicken gewichtig mit dem Kopf, oder, ganz schlimm, schütteln ebendiesen was das Zeug hält, runzeln die Stirn und ermahnen nachdrücklich „Can´t find it. I´m sorry...“. Menschen senken den Kopf, manche regen sich auf, andere treten schweigend aus der Schlange, drehen um, dürfen in dieser Nacht nicht mitfeiern. Nach der „roten Zone“ mit ebensolchem Teppich steht dann ein „Barpult“, zwei mal zwei Meter groß und beeindruckend schwarz, darin stehen zu beiden Seiten wie mir scheint, die allerselben Männer, mit der allerselben, vom Nachtclub ausgegebenen Arbeitskleidung, schicker small-cut-Suit mit schmaler dunkler Seidenkrawatte und etwas Pomenade in den Haaren (glaube, die ist auch dabei, beim Arbeitskit). Die checken noch einmal, ob Du gut genug bist für den Club, sie schauen auch etwas skeptisch auf Georgs Schuhe, sagen dann aber doch nichts und legen uns die Hand auf die Schulter zum Weitergehen...ja, ob man es glauben will, oder nicht – zur nächsten Warteschlange! Richtig theatralisch das Ganze! Dort wird dann die vorher mühselig auseinandergehaltene Partygemeinde von „invitet“, „normal“ und „weiß der Kuckuck was“ wieder zusammengefügt, in einer Reihe, um gleich darauf wieder getrennt zu werden, nämlich in das, was hier wirklich zählt:

Frauen links. Männer rechts. Aber diesmal in vier Reihen. Gästeliste hin oder her! Der sechste Türsteher, alle Zwillinge, den ich nun passiere schiebt mich in die Reihe ganz links, an der Wand, bedeutet Georg allerdings, dass er in der Mitte stehen soll. Also steige ich von meiner linkesten Schlange über zwei Kordeln drüber und stehe wieder neben Georg, als mich der siebte Türsteher (ist das hier ein Spiegelkabinett?) ganz krätzig anmacht, mich beinahe am Arm packt und anweist, doch jetzt durchzugehen, in den Club, und zwar auf der linken Seite! „Go!- Now!“ - ja, geht’s denn eigentlich noch? Als ich Anstalten mache und zu diskutieren beginnen will raunzt er knapp „Go through, you can stand there if you want. Wait in the entrance!“... Hallo?! Höflichkeit? Umgangsformen?! Sind wir hier nicht alle so fein unterwegs?! Anscheinend nicht im Ton! Rege mich furchtbar auf, Georg auch, denn er muss dann auch noch $30 Eintritt bezahlen, während ich gratis eintreten und, ach ja, stehenbleiben darf! Das ganze Spiel geht drinnen dann weiter, im – ich geb´s zu, aufregend gestalteten Nachtclub: man tritt ein, es groovt, blonde Mädels in kurzen Kleidern, der vibrierende, perfekt ausgesteuerte Sound verschlingt einen, die meterlange in dunklem Holz gehaltene Theke zur Linken ist ein Augenschmaus, in die Aussparungen der Wand eingebettet die hochprozentigen Flaschen auf beleuchteten Glasregalen, die Barkeeper in Rot-Schwarzer-Arbeitskleidung; zur Rechten erstreckt sich der durch x-Spots durchstrahlte Dancefloor, an der Decke hunderte LCD-Monitore die flackernde Lichtspiele produzieren, in der Mitte ein erhöhtes Tableau mit Tanz-Stangen. Jeweils an den Eckpunkten der Tanzfläche befinden sich durch breite rostrote Kinosaal-Kordeln abgesperrte Privatlogen, bewacht durch einen „Bodyguard“ und umsorgt durch zwei Bedienungen in engen Korsagen, zwischendrin Couch-Sitzgruppen (auch nur für Reservierungen). Wirklich edle GoGo´s, mit dem perfekten Body-Mass-Index, tanzen in einheitlicher schwarzglitzernder Pailetten-Bikini-Tracht an vier Ecken des Dancefloors. Guter Sound, anheizend gemixt, der DJ macht seine Sache gut, wir tanzen, trinken, haben Spaß! Natürlich fehlen mal wieder die Freunde, die richtig guten, mit denen zusammen feiern einfach viel schöner ist...

Auf den Toiletten bekomme ich die Handtücher persönlich gereicht, Reihen von teuren Parfüms und Bodylotions stehen vor dem riesigen Spiegel, alles in dunklen Rottönen gehalten, durchbrochen von spiegelnd-klinischem Aluminium. Bei den Männertoiletten, erzählt Georg, gibt’s Zigarren, Zigaretten und Gummis gratis und zwischen dem Händewaschen werden die Herren noch im Rücken massiert – danach wird allerdings auch die Hand aufgehalten. Minimum-Tip (Trinkgeld) wäre $10, wird Georg gesagt (der ja gar keine Massage wollte!).
Die Preise sind natürlich generell ganz schön gesalzen:
Mai Taj $15, Caipi gibt’s nicht, Wodka-Bull $14,50, irgendwann haben wir uns für´s 'günstige' $9-Corona entschieden. Und passt man nicht auf, sind die Cocktails schneller weggeräumt, als man sie trinken kann! Trotzdem: musikalisch anregender Mix, stylisher Club, viel gesehen, jede Menge Spaß gehabt! Als jedoch ein Lady Gaga-Verschnitt im silbernen Tütü seinen Live-Act zum Besten gibt, entscheiden wir uns für unser Trommelfell und gegen den Club und wandeln der schwülen Nacht draußen entgegen, stoppen noch bei McDonalds und müssen feststellen, hier scheint halb vier die Sternstunde des Ladens zu sein. Mc-Chicken-Bons in der Hand höre ich zum zweiten Mal an diesem Abend: „You can wait there, if you want...“

DEATH VALLEY

Samstag, 16.10.2010

die luft steht

„Kann ich mal das Wasser haben?“ Wir saufen an die 3 Liter pro Tag und Kopf weg, anders ist es nicht auszuhalten! Mit dem Hitzerekord von unglaublichen 42°Celsius und dem Wasservorrat einer Kleinstadt rollen wir ins Death Valley ein.

Nach einer luxuriösen Nacht im Mandalay Bay ($90) haben wir Las Vegas die letzte Ehre erwiesen, uns dort mit Georgs Schwestern Andrea und Sabine getroffen, nochmal gespielt, im Hofbräuhaus doch noch ersehnten Schweinebraten und Schnitzel gegessen um uns tags darauf mit ihnen und ihrem gemieteten Wohnmobil auf den Weg ins „Tal des Todes“ zu machen. Nach einem Stop-Over in Pahrump, im fabelhaften „Nevada-Treasure-Luxury-RV-Resort“ mit zwei Pools, Whirlpool, Spa und allem drum und dran ($27) machen wir uns auf ins Death Valley. Nun haben wir ein Begleitfahrzeug der Extraklasse, mit dem passenden Schriftzug „Chateau“, außerdem blendende Unterhaltung. Die Luft im Tal flimmert in der Hitze, außer einem kleinen weißen Wolkenfetzen ist der Himmel babyblau und die grauen Berge schimmern silbern. Wir kommen am „Zabriskie Point“ vorbei und fahren auf dem Weg zur Salzkruste von „Badwater“ sogar 86 Meter unter dem Meeresspiegel. Dort spazieren wir auf dem knisternden weißen Boden herum, die Salzkristalle knuspern wie Cornflakes unter unseren Füßen, ansonsten herrscht absolute Stille. Über die bunte Farbpalette der „Artist´s Point Road“ kehren wir zurück zum State Park „Texas Springs“ ($14), wo es Filet Steaks auf hausgemachtem Feuer und knackigen Salat für uns gibt. Nur Einschlafen kann bei 37° irgendwie keiner so recht. „Wo ist nochmal die Wasserflasche?“
Tags darauf unternehmen wir zu viert eine kleine, aber konversationsintensiv-große Wanderung zum „Golden Canyon“, wobei uns wundersamerweise ein Regenschauer kräftig abduscht - das im Death Valley! Wir genießen den absolut seltenen Anblick eines Regenbogens in dieser sonst so trockenen Gegend. Nach türkisen, pinken und gelben Gesteinsschichten, polierten Marmorwänden und Sandwich-Bergen erreichen wir die korallenrote Wand der „Cathedral“ , wandern im ockerfarbenen Canyon mit Ausblick auf gezuckerte Bergkuppen sowie mit Zimt bestreute Gipfel über ein ausgetrocknetes Wasserfallbett zurück zum Parkplatz.
Östlich von „Stovepipe Wells“ erklimmen wir die spitzen Sanddünen, beobachten eine Sidewinder-Schlange, wie sie sich über den heißen Sand bewegt, wischen uns die Schweiß- und Angstperlen von der Stirn (oh Gott, noch mehr Wasserverlust) und freuen uns über das kalte Eis, das bei Sabine und Andrea im Kühlfach des „Chateau´s“ auf uns wartet. Diese Nacht verbringen wir im „Panamint Springs Resort“, wovon zumindest zwei der drei Worte reine Lüge sind, denn dort gibt’s weder Quellen, noch kann man den abgeranzten Campground ein Resort nennen! Egal, ich falle eh gerade ins Delirium aufgrund von Wassermangel und Rotweinüberschuß.

SEQUOIA NATIONALPARK

Dienstag, 19.10.2010

panorama-funktion

Wir rollen über unterschiedlichste Landstriche, fühlen uns an weitläufige Steppen Afrikas, weiche Täler Portugals, üppig palmengesäumte Gegenden Mauritius´ und zypressenreiche Hügel der Toskana erinnert - das alles in vier knappen Stunden!

Über gelbe Acker, grünes Weideland und neblige Berge wie im tiefsten Dschungel des Amazonas schlängeln wir uns die enge Straße zum Sequoia Nationalpark hoch. Im Rückspiegel die Schwestern im Chateau, bei denen wohl ein Kronleuchter und das Silberbesteck zu schwer sind, denn das RV schnauft ganz schön schwer in diese Höhe hinauf. Ein fabelhafter Ausblick über bewaldete Gipfel erwartet uns oben - endlich mal wieder sattes Grün, dichte Wälder, Bäume soweit das Auge reicht, steinige Schluchten, schneebedeckte Gipfel in der Ferne. Wir fahren vorbei an Joshua-Trees (Yucca-Palmen-Bäume) und Maronen, die in birnenartiger Form noch unreif gelb an kleinen Ästen hängen. Die Farbskala reicht von sandgelb über blutrot, kastanienbraun hin zu moosgrün, über uns der azurblaue Himmel mit weißen Quellwölkchen. Am „Lodgepole“, nahe des Visitor Centers campen wir und bekommen einen ersten Eindruck von den riesigen Sequoia-Bäumen. Für heute wollen wir uns noch ein wenig lockern und walken den kurzen Trail zu den „Tokopah“-Wasserfällen hinauf. Tags darauf kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: zuerst läuft uns eine Bärenfamilie über den Weg, danach begutachten wir den „General Sherman Tree“, das größte Lebewesen der Welt! Dieser sagenhafte, groß, größer, am größten-Baum ist über 2200 Jahre alt, und um jetzt ausnahmsweise mit Fakten um sich zu werfen: ist 36 Meter breit und 110 Meter hoch. Ein gigantischer Stamm, aus dem Äste in Dimensionen wachsen, die jede deutsche Eiche vor Neid erblassen lassen. Darunter, daneben, drumherum fühlt man sich so winzig, so mini, so klein. Staunend wandern wir durch den „Giant Forest“, und nacheinander bäumen sich Riesen auf, einer neben dem Anderen, ein Maximum an Bäumen, alle Superlative reichen nicht aus, sie zu beschreiben. Wie Ameisen erscheinen die Menschlein, die darunter stehen, man kann es kaum fassen. Nicht mal mein Extra-Weitwinkel der Kamera kann ihn einfangen, diesen wuchtigen Sequoia - keine Chance. Ich drehe und bücke mich und dann fällt´s Sabine ein: mit der der „Panorama“-Funktion könnte es klappen! Jetzt haben wir ihn drauf! Wie Zwerge im Riesenland watscheln wir herum, bekommen große Augen, drehen uns die Köpfe aus, im Versuch, die Baumkrone zu sehen! Meine geliebten Eichhörnchen tänzeln wie verrückt am Baum auf und ab, kein Wunder, die haben endlich kein Ein-Zimmer-Appartement mehr, sondern ein ansprechendes Loft als Residenz gefunden! Die „Hauswand“, die Rinde des durchschnittlichen Sequoias ist ja schon 70 Zentimeter dick! Ein herrschaftlicher Palast mit Sicherheitswänden!
Auch den „King´s Canyon“ besichtigen wir, bestaunen weitere massive Mega-Bäume im „Giant Grove“ bevor wir uns auf den Weg zum „Yosemite Nationalpark“ machen...

YOSEMITE NATIONALPARK

Donnerstag, 21.10.2010

ein halber dom und der KapitÄn

Inmitten des Gebirgszugs der Sierra Nevada liegt der Yosemite-Nationalpark, an der Ostseite Kaliforniens. Tosende Wasserfälle, steile Granitwände, mächtige Felskuppen werden eingerahmt von dichten Mischwäldern, die im Herbstlicht glänzen.

Wir befahren den Park über den South Entrance und sogleich verschlägt es uns den Atem vor so viel ursprünglicher Schönheit. Das goldene Licht des Herbstes taucht die Farne in Bronzefeuer, orangegelbe Blätter fallen in Zeitlupe herab und geben dem Ganzen die romantische Note. Ganz verzückt düsen wir auf der kurvenreichen Straße hinauf zum „Glacier Point“ und schauen fasziniert zum Granitblock des „Half Dome“, darunter rauschen die Yosemite-Falls ins Tal hinab, die mit 739 Meter zu den fünfthöchsten Wasserfällen der Welt zählen. Der Ausblick hier ist schlicht überwältigend, die unermessliche Weite der Sierra Nevada erstreckt sich vor uns, das Licht läßt die Granitfelsen märchenhaft erscheinen. Wir haben Glück mit dem Wetter, doch trotz gleißender Sonne ist es empfindlich kalt und wir kuscheln uns in die warmen Daunenjacken. Welch eine Klimadifferenz zum Death Valley, in dem wir gerade noch in Flip Flops umhergelaufen sind. Bei der Weiterfahrt ins Yosemite Valley zieht sich die Straße durch eine malerische Landschaft mit glitzernden Seen, gold gesprenkelten Wiesen, eine Herde friedlich grasender Rehe mittendrin.Wir blicken hinauf zum grandiosen „El Capitan“, der als mächtig grauschimmernder isolierter Felsblock einen wundervollen Kontrast zu dem Mosaik aus duftenden Wiesen, gefärbtem Laub und braunen Eichen bildet. Ganz berauscht von all der eindrücklichen Natur um uns herum kehren wir zum Campground zurück und haben „Good Luck“, denn wir werden gelost und bekommen den letzten verfügbaren Platz zugewiesen ($20).

NAPA VALLEY

Samstag, 23.10.2010

whine flights und kobe-rinder

„You want another bottle of wine?“, frägt uns der Ober ungläubig. Vier Köpfe nicken einstimmig „Yeees!“. Wir befinden uns im Herzen Napa Valley´s und der Ort macht seinem Namen als Top-Weinanbaugebiet alle Ehre.

Stundenlang passieren wir diverse Weinberge, Weinstöcke und Weingüter und versumpfen anschließend mit Sabine und Andrea im empfehlenswerten „Bounty Hunter“. Wir starten absolut unschuldig mit „Whine Flights“ für jeden, was bedeutet, dass kurz darauf unser Tisch komplett mit Gläsern vollsteht, zwölf an der Zahl, in denen jeweils ein 2007er Laugo „Adamare“- Syrah, ein 2007er Rosenblum „Roccapile Road“-Zinfandel und ein 2008er Venge „Scout´s Honour“-Cuvet aus Napa Valley sind. Weich, voll und kräftig, für jeden Gang etwas. Dazu bestellen wir Kobe-Rind-Burger (der Beste, den ich je gegessen habe), Rindfleischplatte, baked Potatoes und Salat. Wunderbar. Uns allen hat es dann „Scout´s Honour“ so arg angetan, dass wir nachbestellen, aus Kostengründen nun gleich Flaschenweise. „Yes, another one, please!“ nicken vier Köpfe. Abgerundet wird dieser denkwürdige, lachanfallartige, unterhaltsame und never-forgettable-Abend durch einen warmen, duftenden Brownie serviert an Whipped Cream, Schokoladensauce und tranchierten Erdbeeren.
Absolutely memorable! „Could we just have one more bottle to go?“ - „It´s just for the Chateau...“

SAN FRANCISCO

Samstag, 23.10.2010

wo verdammt sind meine Blumen?

„Da soll die sein? Wirklich? Ich glaub, wir sind hier falsch?“ „Nee, sind wir nicht!“ Da steht´s: Vista Point Golden Gate Bridge. Leider meint es das Wetter bei der Ankunft in San Francisco nicht allzu gut mit uns. Vielleicht, weil ich die „Flowers nicht in my hair“ habe? Besser wäre hier ein „umbrella in your hand“! Wir können jedenfalls die Hand vor Augen nicht sehen, als wir am „Headlands Marin Point“ stehen, dem Aussichtspunkt schlechthin zur Golden Gate Bridge.

Nun stehen wir einige hundert Meter Luftlinie vor besagter Brücke und sehen - nichts. Rein gar nichts. Naja, ein wenig Regen, etwas Nebel und drei wundervolle Holzbänke, die im Dunst warten. Keine signalfarbene, leuchtende, geschwungene Brücke. Kann man nichts machen. Wir machen uns auf den Weg zu unserem Hotel, dem Quality Inn und dank des Wetters liege ich ohne schlechtes Gewissen etwas zu verpassen in der heißen schaumigen Badewanne.

Tags darauf werden wir mit strahlendem Sonnenschein überrascht und der Nebel von gestern ist schnell vergessen. Wir starten unseren Stadtbummel im Herzen der City an der Powell Street und wandern bergauf, bergab dem Hafen entgegen. Das Cable Car klingelt an uns vorbei, Geschäfte und Cafe´s locken, wir saugen den Spirit der Stadt ein, und – ja, sie ist immer noch meine Lieblingsstadt in Amerika. Schon vor 13 Jahren habe ich das so empfunden, und es ist immer noch so. Ich liebe diese Stadt - inspirierend und pittoresk, jedes Haus ist anders gestaltet, schön bunt, man fühlt sich einfach fröhlich, harmonisch, glücklich und selig und am liebsten würde ich mir ein paar Blumen ins Haar stecken. Finde leider keinen Floristenladen.
Rauf und runter laufen wir die Hügel, kurzer Ausflug zum gelb-rot-quirligen Chinatown, machen ein paar Fotos von der Lombard Street, da kringelt sich die Straße zwischen bunten Blüten so lustig, wandern weiter zur Fisherman´s Wharf, lauschen den schreienden Möwen und Klampfe spielenden Musikern, bewundern die Bilder der Straßen-Künstler und gehen ganz tourimäßig an Board eines Schiffes. Sehen wir die Golden Gate wenigstens jetzt noch mal ganz nah – diesmal spektakulär von unten. Als würde sich die Stadt für gestern entschuldigen, brennt die Sonne auf uns herab, kein Nebel weit und breit, wir nähern uns langsam via Meer der Golden Gate, das „International Orange“ der Brücke glänzt über dem Pazifik über uns! Im Ohr die Kopfhörer bekommen wir nebenbei die komplette Geschichte San Francisco´s und Alcatraz zu hören. Die $ 20 sind hervorragend angelegt (ähem, Danke für die Einladung, Sabine!) Wir tuckern einmal um die Gefängnisinsel herum, steuern auf die Skyline der City zu, sehen den Coit Tower und die Transamerika Pyramid mal von einer anderen Seite und kehren um Einiges schlauer von der Tour zurück. Ein Cocktail im Hard Rock Cafe am Pier 39 rundet unsere San Francisco-Tour ab, um das Programmfür heute abzuschließen, springen wir für 5 Dollar auf ein Cable Car und lassen uns den Weg zurückfahren. Eigentlich sollte das ja schneller gehen, als zu Fuß, doch Michelle Obama ist in der Stadt, und hält genau hier im Viertel eine Konferenz, das wir just in dem Moment durchqueren wollen – der komplette Block wird abgesperrt und wir harren der Dinge. Meine Finger frieren fast an der Stange fest als wir endlich die Fahrt fortsetzen dürfen. Morgen wird der letzte Tag unseres gemeinsamen Urlaubs mit Georg´s Schwestern sein, und ein tränenreicher Abschied am Flughafen wird folgen...

Schön und bereichernd war die Zeit mit Ihnen und wir werden sie, den andauernden Gesichtsmukelkater vom Lachen, die Bauchschmerzen aufgrund der Auffütterung und die Zeit im Alko-Camp „Chateau“ vermissen.

Morgens erwartet uns die City wieder mit blendendem Wetter, wir ackern uns mit Vally die Berge hinauf, statten den malerischen viktorianischen Häusern in der Hayes, Ecke Steiner-Street noch einen Besuch ab. Dahinter baut sich die mächtige Skyline der Stadt auf und bildet einen krassen Kontrast zu der zierlichen, bunten und antiken Häuserreihe im Vordergrund.
„Well, I´m wearing flowers in my heart!“

MONTEREY und CARMEL

Mittwoch, 27.10.2010

die traumstrasse nr. 1?

Nachdem wir die Nacht etwas versteckt neben dem Highway Nr. 1, aber mit direktem Seeblick wild campend und ruhig schlafend verbrachten, cruisen wir bei fantastischem Wetter weiter auf der Traumstraße. Rechts von uns die Steilküste mit tosendem Meer, vor uns freie Bahn, über uns der hellblaue Himmel. Hin und wieder machen wir Halt, bewundern die Szenerie und fühlen uns unendlich frei!

In Monterey sitzen wir zufrieden am Strand, beobachten die planschenden Robben, segelnden Möwen, quirligen Eichhörnchen und tuckernden Boote, laufen hin zum „Monarch Habitat“ und stehen fasziniert vor Trauben von Schmetterlingen. Es sind die Monarchen, bernsteinfarbene Falter mit schwarzer Maserung, die hier überwintern. Hier verharren wir ein Weilchen, anschließend ist Wäschewaschen in der Coin-Laundry angesagt und Weiterfahrt nach Carmel, ein hübscher Küstenort mit malerischen Villen und wunderschönem weißem Strand.
Wir nächtigen am State Park „Botcher´s Gap“, hoch in den bergigen Wäldern ($12), schauen noch am Wasserfall des „Julia Pfeiffer Burns State Park“ vorbei, um kurz vor San Simeon ein Heer von Seelöwen zu beobachten, die zu hunderten faul im Sand liegen, sich wälzen, eingraben und miteinander balgen. Die Teenies unter ihnen rivalisieren, messen ihre Kräfte, die Größeren, Männchen bis zu 2,5 Tonnen schwer, grölen, kämpfen und stoßen seltsame Laute aus, die an verstopfte Abflußrohre erinnern.

PISMO BEACH

Freitag, 28.10.2010

oceano dunes oder
großer MÄnnerspielplatz

„Where is this great car from? Two thumbs up for that! I love it!“, in der Pismo Beach Area findet unser Toyota „Vally“ viele Bewunderer. Kein Wunder, sind wir hier doch genau richtig: es ist der letzte, legal befahrbare Strandabschnitt in ganz Amerika, ein einziger großer Männerspielplatz, ein Sandkasten voll Freude.

Wir fahren in die Oceano Dunes Recreation Area ein, wollen dort direkt am Meer für schlappe $10 campen, finden ein Plätzchen, steigen aus und müssen in all der Idylle aufpassen, nicht überfahren zu werden. Ein bisschen wie Fraser Island: Quads, Buggis, Motorräder, Jeeps, Toyotas - alles was Vierradantrieb und spielfreudige Besitzer hat ist hier unterwegs - zum Glück nur am Nachmittag. Abends stehen wir völlig einsam und allein zwischen Düne und Meer, hören die Wellen rauschen und schlafen sanft ein. „I love it, too!“

SANTA BARBARA

Sonntag, 31.10.2010

Relax, take it eeeeaaaasy...

Es ist der letzte Tag des Oktobers und ich sitze entspannt und gelassen am einsamen Strand kurz nach Santa Barbara.

Leichter Wind bläst mir durch die Haare, ich blättere eine Seite meines Romans um, rücke mir die Sonnenbrille zurecht und lasse den Blick über das kräuselnde Meer schweifen, die Wellen überschlagen sich, funkeln türkisblass und schaumig auf, da zeichnet sich im hellen Blau schemenhaft die Silhouetten größerer Tiere ab, dunkelgrau - mein Gehirn erkennt die Umrisse - ein Glückblitzen durchzuckt mich: Delfine! Direkt am Ufer, an der Brandung hüpft einer aus dem Wasser, in derselben Geschwindigkeit springt mein Herz höher, da sind noch mehr! Drei, vier, nein, fünf Delfine schnellen aus dem Wasser, biegen sich geschmeidig und verschwinden wieder im weißen blubberblasen- bildenden Meer. Welch ein schöner Augenblick, weiter hinten, in der Ferne tauchen sie wieder auf, begleitet von Dutzenden Möwen, die aufgebrachte übrig gebliebene Fischlein abgrasen. Noch ein eleganter Sprung und sie sind weg, um von einem kleinen Wal abgelöst zu werden der gemächlich hinterher trottet, zwei Pelikane fliegen über uns – what a wonderful life!

LOS ANGELES

Montag, 1.11.2010

vorsicht, stadtschlangen

„Watch your step! There are snakes and skorpions around!“ - Natürlich, das ist L.A. - Schlangen habe ich hier schon im Voraus erwartet! Über die schicken Strandhäuser Malibus düsen wir der City entgegen, genießen einen Café im Starbucks Santa Monica, in dem ausschließlich ultradünne, dunkelgebräunte, merkwürdig-schöne, da plastisch-chirurgisch veränderte Ex- oder irgendwann-hoffentlich-Schauspielerinnen bedienen, das Thermometer zeigt sagenhafte 28° Grad an - am ersten November!

Am Pier düsen hunderte Fitnessfanatiker joggend, radfahrend und inline-skatend an uns vorbei, fast bereue ich meine Extraportion Zucker im Café Latte, bei all den Adonis-Körpern und Size Zero-Models um mich herum. Wir tuckern den Santa Monica Boulevard hinauf zum Getty Center, an der #405 wieder hinunter und biegen links ab nach Beverly Hills, wo sich die Traumvillen aneinanderreihen - außer fleißigen, gutgebauten Gärtnern ist allerdings nicht viel zu sehen. Von dort geht’s bei fabelhaftem Wetter, nahezu stechender Sonne den Sunset Boulevard entlang weiter nach West Hollywood, wir wandern am „Walk of Fame“ direkt auf´s Grauman´s Chinese Theater zu. Sterne, Hand- und Fußabdrücke diverser Stars geben sich die Hand, ein paar werden fotografiert, ansonsten ist dieser Teil der Stadt nicht weiter beeindruckend. Fliegende Händler verkaufen „Movie Star Maps“, in denen die Häuserlage der Schauspieler verzeichnet ist, man kann auch eine Tour buchen, wenn man darauf erpicht ist. Wir wollen uns das „Hollywood Sign“ mal ganz aus der Nähe angucken und ackern uns mit Vally die Hügel hinauf. Oben angekommen schreckt uns nicht mal das Schild mit $110 Strafe für „Hiking“ zum Schriftzug. Irgendwie schummeln wir uns durch und oben angekommen treffen wir Kevin, der uns vor besagten Schlangen warnt. Ein Biss sei hier schneller passiert, als man denkt, meint er. Uns passiert nichts, sind wir doch schon Wildnis-erfahren (nie über Baumstämme und Äste steigen, sondern darauf, dann erschreckt ´s Schlangerl nicht). Von oben bietet sich ein wunderbarer Blick über ganz L.A., dahinter der Pazifik, davor diverse Villen, die sich in die Hügel schmiegen. Über das Griffith-Observatory geht unser Weg weiter nach Downtown Los Angeles. Nach einem gepflegten Mittagessen machen wir uns wieder daran, die #1 anzusteuern und setzen unseren Weg am Strand entlang fort. Venice, Long Beach und Newport Beach lassen wir hinter uns und erreichen nachmittags, 16.00 Uhr, bei gemilderten 26° Grad unseren heutigen Nachtplatz. Laguna Beach, in direkter Strandlage, der schlägt uns mit satten 35 $ trotzdem auf den Magen, zumal der Zug, dessen Schienen sich nur 30 Meter vom Meer entfernt befinden, alle dreißig Minuten mitten durch unseren Toyo, nein, sagen wir direkt durch unsere Köpfe zu fahren scheint.

SOUTH CARLSBAD STATE BEACH

Mittwoch, 3.11.2010

grenzvorbereitungen

Es sieht aus, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Darunter schimmert goldener brauner Sand und das schäumende Meer zieht sich mit unglaublicher Kraft wieder zurück.

Möwen, Raben und kleinere Vögel flattern über mich hinweg, der gleißenden Sonne entgegen. Das hellblaue Wasser überschlägt sich in der Ferne in Dreimeterwellen, einige Surfer versuchen ihr Glück, die Gischt blubbert unter meinen Beinen und ich laufe darüber. Wir verbringen die letzten Tage in den USA am "South Carlsbad State Beach", liegen in der Sonne, spazieren am Strand und erledigen letzte Formalitäten bezüglich des Grenzübertritts nach Mexico. Beim AAA, dem amerikanischen ADAC können wir eine KFZ-Haftpflicht für Mexico abschließen ($ 140/ 3 Monate), ab Guatemala greift eine Neue, die wir schon in Deutschland vorbereiten konnten.
Abends treffen wir Keith, der mit quietschenden Reifen, breitem Grinsen und lockeren Sprüchen neben uns einparkt. Seit 30 Jahren verbringt er jeden Winter an der Baja, sofort kommt er auf zwei drei Bierchen zu uns rüber und markiert die schönsten Must-Do´s auf unserer Landkarte. Nun haben wir etliche „X“ und einige „No“s auf der Landzunge vermerkt und einen wesentlich besseren Überblick, sowie Bombenlaune auf die Baja bekommen.

SAN DIEGO

Samstag, 6. - Montag, 15.11.2010

california dreamin´

Was kann es Besseres geben: wir liegen am Strand, die Surfer laufen durch´s Bild, einige reiten auf den Wellen, die Sonne glitzert über dem Meer, taucht es in bronzefarbenes Licht. Wir verbringen den Tag mit Larry, Amber, Bodo und Jeannie am „Silver Strand State Beach Campground“ , genießen ein paar Coronas zuviel und erfreuen uns des Lebens, der Leichtigkeit, des Seins. Das Lagerfeuer brutzelt unsere Wiener schön kross, wir lachen, quatschen und genießen.

Am Morgen danach kommt Larry zu uns rüber: „Hey, Andrea and George. Wanna spend some days with us? Stay at our house!“ - Wann wollt ihr nochmal nach Mexico? - 15.? - dann bleibt doch einfach bis dahin bei uns! - „Take hot showers and have good food!“ Wow. Was für ein Angebot. Muss man sich mal vorstellen: wir kennen die Beiden ja nur vom Campground, dem Silver Strand, wo wir drei Tage verbrachten. Erst zögern wir, wollen den beiden nicht auf die Nerven fallen, aber beide versichern nachdrücklich, dass sie sich sehr freuen würden, und so nehmen wir das Angebot dankend an. Nun wohnen wir bei ihnen im gepflegten, grünen Garten, in ihrem Luxus-Wohnanhänger und fühlen uns pudelwohl. Abends sitzen wir zusammen, Amber läßt es sich nicht nehmen für uns zu kochen und wir haben eine wirklich gute, relaxing, lustige Zeit zusammen! Wir machen Ausflüge, laufen zum Strand, essen Fish-Tacos am Pier, gucken „The Country Music Awards“, Soccer- und Footballgames und NASCAR-Races, quatschen, trinken Rotwein und Bier und genießen „the american way of life“ mit „lots of good food“, und zwar immer wieder, so an die fünf Mahlzeiten pro Tag. Die fleißige Amber! Zwischendrin noch ein Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich und zum Bettgehen ein Eis.
Heute Abend hat uns Larry ein Feuer auf der Terasse gemacht, wir schauen den züngelnden Flammen zu, essen lecker Steaks, sitzen bei 26 Grad im T-Shirt draussen, die beiden Shitsu-Hunde tollen im Garten, Amber schenkt Wein nach, kredenzt noch ein Blackberry-Pie-and-Vanilla-Ice-Dessert und es ist fast ein bisschen wie im Paradies!

So genießen wir die komplette Woche bei Ihnen, staunen immer wieder über ihre unglaubliche Gastfreundschaft und Großzügigkeit und fühlen uns schon fast wie Zuhause. Wir machen Erledigungen, gehen in die Mall, kaufen Campground-Führer für Mexico, etwas Strandliteratur, ein paar Klamotten und Sonnencremes. Wir besuchen „Sea World“, werden Fans von Shamu, dem berühmten Killerwal, schütteln ihm fast die Flosse, so nah kommen wir an ihn heran. Anschließend bummeln wir durch den grandiosen, riesigen Park, gucken alle Shows die angeboten werden und sind restlos begeistert! Zwar ist der Eintritt mit $69 (mit AAA-Discount 7 Dollar günstiger) schon etwas happig, dafür ist der Amusement-Park einzigartig. Entertainment pur: bei den Seelöwen gibt’s Comedy, im Delfinarium zeigt eine Art „Cirque de Soleil“, was er kann. Im Wasser zwölf Delfine, darüber in Bungees hängende Artisten, links und rechts springen sie in Mehrfachsaltos von den Türmen, zwischendrin „fliegt“ ein menschlicher Papagei mit brilliantem rotgrünen Kostüm an Seilen über unsere Köpfe hinweg. Dazu „Disney-Musik“, die so richtig ins Herz geht, Dramaturgie top, die Stimme wird höher, Trommelwirbel und dann - Patsch, genau im richtigen Moment springt Flipper fünf Meter aus dem Wasser, dreht sich mehrfach und versinkt wieder, um die Prinzessin, die zu ertrinken droht zu retten. Ach, welch ein Märchen-Augenschmaus!
Zwischendrin fahren wir Rollercoaster, essen Popcorn, walken durch den Plexiglastunnel unter Haien hindurch, gehen am „Nordpol“ spazieren und sehen Baby-Eisbär-Tatzen und Belugawale aus fünf Zentimetern Entfernung - so dick war das Sicherheitsglas.

Tags darauf sind wir Gäste im San Diego Zoo – Amerikas größter und bester seiner Art. Und, wahrlich alles ist mal wieder bigger in USA. Ein herrlich angelegter Tierpark mitten im Balboa-Park. Bei 28 Grad fahren wir mit der Gondel über diverse Gehege, sehen die Äffchen von oben wie auf einer Safari, schweben über Panda-Bären hinweg, über Regenwald und das Reptil-Haus, walken den „Tiger-Trail“, besuchen den „Urban-Jungle“ mit Nashörnern, Giraffen und Leoparden, vorbei an „Afrika Rocks“ hin zur „Elephant Odyssey“. Wow, wir sind hin und weg von der Gestaltung des Zoos, dem Umgang mit den Tieren, der „educational work“ mit Aufklärungstafeln und Hinweisschildern, sowie der Größe der Gehege, Aquarien und Terrarien. Sehr gelungen, die
37 Dollar pro Person waren gut angelegt.

Am Samstag waschen wir unser Auto hier vor der Haustür, erledigen ein letztes Mal bequem im Haus die Wäsche, schauen beim Yard-Sale des Nachbarn vorbei, bereiten uns auf den Grenzübertritt und Mexico vor, ich krame nach meiner neuen Kleiderausbeute aus der Mall und packe sie nach oben, da meint Georg:
„Seit wann trägst du denn Stirnbänder!“ „Schatz! Das ist kein Stirnband - das ist mein neues Oberteil!“ - „Ach – dann find ich´s gut!“

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