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RIO GRANDE + SAO LOURENCO DO SUL

Dienstag, 22.11.2011

no comprendo, entiendo
- ach, was auch immer!

Über Chui sind wir nach Brasilien eingereist und verstehen ab jetzt nur noch Bahnhof. Also brasilianisches Portugiesisch - was für uns dasselbe ist. „Bom dia“, begrüsst uns der junge Grenzer „Como vai? De onde voce? Qual es su nome? Com licenca, posso ver?“.

Hilfe, was will der von mir? Ich verstehe kein Wort! Gut, denke mal, das Übliche, immerhin sind wir ja an der Grenze. Einreisepapiere ausfüllen, den Pass vielleicht? Ich halte ihn unter der Scheibe durch. „Naung“, kommt als Antwort, gut, dann habe ich das ja schon mal gelernt, das „nein“. Ja, was will er denn dann? Wieder folgt ein Schwall unverständlicher Worte, die hämmern gerade so auf mich ein, ich werde bombardiert mit „wawawa luschabamm wa wa“. Häh?

Tja, kann man nichts machen, wir verstehen uns nicht. Es ist furchtbar! Er schaut mich mindestens so verwirrt an, wie ich ihn, kullerrunde braune Augen lugen unter dem Topfschnitt amüsiert hervor, ein Lächeln mit blinkenden Strahleweiss-Zähnen folgt meinen verzweifelten Spanisch-Versuchen, anschließend schüttelt er den Kopf so heftig, dass Silberkettchen und Haare fliegen. Verdammt! Will er nicht oder kann er nicht, frage ich mich. Nachdem ihm (und uns) eine englisch-sprechende Kollegin zu Hilfe kommt, checken wir es endlich – also doch: Einreise-Zettel ausfüllen! Doch der liegt am anderen Ende vom Gang, den sollen wir uns holen. Die Frage ist - finde ich - durchaus angebracht: „Wieso zur Hölle liegen die Papiere nicht hier unter seinem Fensterchen?“, aber egal, wir laufen los, krallen uns die Bögen, füllen mehr recht als schlecht die Leerzeilen aus. Dabei fällt auf, dass „Name“ jetzt „Nome“ heißt (statt spanisch: nombre), „Adresse“ nun „endereco“ (dirección), „Person“ nennt sich „Pessoa“ (persona). Na super!

Irgendwie schaffen wir es halb-ingles, halb-espanol, halb-portugues sowohl unsere Zettel, als auch die Zollpapiere für das Auto auszufüllen, das jetzt die Farbe „branca“ statt „blanco“ besitzt und sind ab sofort im neuen Land - juhu, Brasilien! Doch eins weiß ich schon jetzt...das wird schwierig! Ach so: die netten Worte des Zöllners zur Begrüßung heißen so viel wie „Woher kommst du? Wohin fährst du? Wie ist der Name? Entschuldigung, darf ich mal sehen“, sagt mir zumindest mein kleines Für-Alle-Fälle-Wörterbuch, das natürlich im Auto lag.

Im wuseligen Rio Grande läuft ein auffallend großer älterer Herr mit ergrautem Haar an unserem geparkten Auto vorbei, mit zusammengekniffenen Augen liest er den „Alemania“-Schriftzug, schaut anschließend auf das Nummernschild, zögert keine Sekunde und spricht drauflos „Hey! Das is ja schön! Aus Deutschland seid ihr, wa?“. Kurt Willhelm lebt in Rio Grande, war gerade einkaufen „für´s Abendessen, ne!“, und findet es schön, mal wieder Deutsch zu sprechen:
„Als klin Jung, ne“, beginnt er nordisch „da hamm´se mich adoptiert. Ne, der Krieg und so, der Vatta weg, der is gefallen in dem beschissene Krieg do! Und dann bin ich nach Brasilien g´komme, zu nette Leudde! Da konnt ich dann schon portugiesisch sprechen und alles, und dann als der Krieg aus war, do hat die Mutta mich gesucht...“, und die stahlblauen Augen lachen unter dem weißen, dichten Haar. Athletisch gebaut, mit gelbem T-Shirt und grünen Cargo-Pants gekleidet, kann ich fast nicht glauben, dass Wilhelm schon über 65 Lenze zählt.

„Ja, Mensch!“, sprudelt es da aus ihm heraus „ich lebe ja nu schon 35 Jahre hier!“. Wiedergefunden über das Rote Kreuz bringt ihn die Mutter mit vier Jahren zurück nach Deutschland, wo Wilhelm Kindheit und Jugend verbringt. Doch schon mit 17 ist ihm klar „ich will wieder hinaus! In de weidde Welt!“. So bewirbt er sich bei der Seefahrt und tingelt die nächsten Jahre maritim umher, steuert südamerikanische Häfen an, lebt das abenteuerliche Matrosenleben. „Doch anstrengend ist das auch, ne, Mensch, do! “, stellt er irgendwann fest, und nimmt mit 24 das Angebot der Schiff-und Containergesellschaft „Hamburg-Süd“ an, ab sofort am Hafen in Rio Grande zu arbeiten. Wilhelm gefällt´s, bald lernt er seine „wunderschöne Frau" kennen, die Beiden richten sich in der Stadt ein, kurz darauf kommt die erste Tochter.

„Einmal waren wir wieder in Deutschland, in all der Zeit, 1989 war das, da hab´ ich meinen Bruder besucht. Ich hab mir da schon überlegt, vielleicht zu bleiben, weil wennste alt hier bist, ist´s halt schon schwerer. 600 Euro zahl ich für die Versicherungen für mich und meine Frau, und wenn dann mal was is, dann schaut´s wahrscheinlich trotzdem schlecht aus. Und man verdient hier nicht mehr so gut. Zuhause wär ich ja schon in Rente. Geht nich, hier. Da muss ich nochmal ran. Krankenhaus und so muss-de alles bar bezahlen hier, ne, und aus der eigenen Tasche. Nee, aber zum Glück war ja jetzte noch nix mit uns.
Aber bei min Bruder in Hamburg, das wollt ich ja sagen, ne, Maaaann, war das kalt, Mensch-do! Ne, hab ich mir da gesagt, ne, das Kalte do, das is nix für mich, da bleibste mal schön da! - Ich geb euch da mal meine Karte, ne, ich vertrete nämlich auch das deutsche Konsulat, also sollte was sein, wenn ihr mal Probleme habt, oder so, ruft mich an, ne!“, sagt´s und verabschiedet sich freudestrahlend von uns „war so schön, do! Dass ich euch da hier getroffen hab, ne! Super! Macht´s gut, gute Reise, und viel Spoß, do!“.

Doch nette Überraschungen soll es gleich noch ein paar mehr geben...kurz vor der Einfahrt nach Sao Lourenco do Sul überholt uns ein weißer Toyota, ein dunkles Fenster wird runtergekurbelt und zum Vorschein kommt eine wehende Deutschlandfahne! Der Fahrer winkt uns, bedeutet uns ihm nachzufahren, kurz danach bleibt er am Rand stehen. Ein kräftiger Mann in seinen 60ern steigt aus, lacht uns freundlich an und meint deutsch: „Ja, was macht ihr denn hier?“! Wir sind überrascht, der Mann mit Uruguay-Kennzeichen ist hier geboren, schon stehen wir vor seinem Haus „wartet mal einen Moment, ich hole schnell mal meine Frau“, sagt´s und läuft zur Türe. Gleich darauf erscheinen Beide wieder, die Blonde mit typischer Thermoskanne und Matebecher im Arm. „Ich bin Lysette, schön euch kennenzulernen“.

Sofort lassen es sich die Beiden nicht nehmen, zusammen mit uns zum Jachtclub zu fahren, denn der Campingplatz ist offiziell geschlossen, so wie fast alles in der Gegend. „Hauptreisezeit beginnt erst im Dezember, eigentlich ist Januar, Febuar, März die Saison“, so Hugo „und solange ist alles zu. Dornröschenschlaf. Aber wenn man jemanden kennt, dann kann man per Einladung am Jachtclub campen. Unser Motorhome steht auch dort. Kommt ma mit!“ folgt in nordischem Deutsch. Nach kurzen fünf Minuten Fahrzeit, zehn langen Überzeugungsminuten für den Portier und weiteren zwei Minuten Einparken stehen wir nun auch wirklich im Herzen der Anlage, direkt neben Strandzugang, Tennisplatz und Swimmingpool.

Bald darauf sitzen wir gemeinsam auf der Eckbank im überdimensional großen „Träumchen“, so heißt das Wohnmobil der Beiden und hören staunend zu. Völlig akzentfrei erzählt uns Hugo von seinen Vorfahren, deutschen Seefahrern, die bereits 1862 nach Brasilien kamen. Hier wurde dann eine Kolonie gegründet und man hat sich über Generationen hinweg Hoch- und Plattdeutsch überliefert. „Ja, leider“, meint der 63-jährige, „anfangs war das wohl gar nicht so schön. Da gab es viele Kämpfe mit den indigenen Leuten hier, eigentlich ein trauriges Anfangskapitel. Doch da waren eben auch die Spanier, die viele Kriege begonnen haben, und die Portugiesen, naja, so hat jedes Land seine schlimmen Geschichten. Unsere Vorfahren wanderten hauptsächlich wegen der Industrialisierung in Deutschland aus, da wurden einfach nicht mehr so viele Arbeitskräfte gebraucht, die Zukunftsaussichten waren nicht rosig. In Brasilien war man gern gesehen, das Land förderte Emigranten-Kolonien, manche bekamen Grundstücke geschenkt, so war schon mal ein Anfang gemacht!“.

In Deutschland lässt sich kein einziger Verwandter mehr ausmachen. „Schade eigentlich“, meint Hugo, aber dafür haben wir ja unsere Partnerstadt Sponheim! Mit denen habe ich regen Briefkontakt und hier in Sao Lourenco gibt’s viele ehemalige Deutsche und deren Kindeskinder, da können wir fleißig üben“. Froh sind sie, in Brasilien zu leben, „weißt du, wir können uns gar nichts anderes mehr vorstellen, wir sind ja hier verwurzelt..., natürlich, im Alter ist es immer schwerer, wir müssen für alles privat vorsorgen. Aber schlecht geht’s uns wirklich nicht! Einmal im Monat kochen wir Suppe, für die, denen es wirklich schlecht geht. Es gibt schon viele Arme hier in der Gegend, da gibt es Kinder, die bekommen kein Essen“, schüttelt Hugo den Kopf, „da wollen wir Gutes tun. Angefangen haben wir, Spielzeug zu kaufen, da hätten sie uns beinahe das Auto kaputt gemacht, alle wollten eins haben. Dann haben wir uns auf das Suppe-Kochen beschränkt“, lacht er „Sie sind so dankbar darüber, das macht uns glücklich, zu sehen, wie sie das Essen runterlöffeln und uns dann anstrahlen“, ergänzt Lysette.

Seit 42 Jahren sind die Beiden verheiratet und machen einen ziemlich glücklichen Eindruck, trotz gemeinsamer Arbeit als „Repräsentanten“ desselben Konservenherstellers verstehen sie sich blendend. Doch dort hat jeder seinen eigenen Bereich, „und so kommen wir uns auch nicht in die Quere“. „Ein bisschen müssen wir noch arbeiten“, meint Lysette „ganz reicht das Geld noch nicht, aber jetzt ist es trotzdem am Schönsten für uns. Wenn es geht, reisen wir. Ach, ihr müsst euch Zeit nehmen für Brasilien, es ist so schön! Die Landschaft, das Meer, die Berge, der Dschungel! Ist alles soo schön! Ihr müsst Gramado sehen und Blumenau und natürlich Floreanopolis“, dabei lugt sie zu Hugo „Wie heißt er Campingplatz dort nochmal. Du weißt schon, der Schöne dort“, und Hugo nimmt Blatt und Stift zur Hand und zeichnet uns eine Skizze.

„Hier müsst ihr hin“, schwärmt er, „das wird euch gefallen. Aber ihr bleibt doch noch ein bisschen länger hier, bei uns! Oder!? Ihr solltet bleiben, ich würde euch meinem Verein vorstellen! Die würden sich so freuen über Deutsche und wir könnten Eure Lieder singen! Und wir könnten Schafkopf spielen! Und ich könnte Churrasco machen, gleich hier vorne, auf dem Grill!“. Ah ja, wieder was gelernt: Asado ist hier Churrasco!

Beim Verlassen der City winkt aus dem Auto ein Käppi mit bestickter Deutschlandfahne am verlängerten Arm. Hier kommt man ja gar nicht vorwärts, lachen wir! Schon steigt der blonde Martin aus, Mitte 20, quasselt sofort Deutsch drauf los. „Schön, euch kennenzulernen, ich bin der Martin, das hier“, deutet auf´s Baby im Auto, „ist Johann, mein Sohn“. Der Brasilianer ist stolz auf die Kette deutscher Nachnamen und legt direkt mit dem Stammbaum seiner Familie los „die Urgroßeltern Maibaum, dann Müller und von meiner Frau Etterswalder und Schweeg und noch weiter zurück dann...“, als wir im Jahr 1890 angekommen sind, verstummt er kurz, dann folgt „und das ist der Opa, der hierhin ausgewandert ist. Zuhause sprechen wir alle nur deutsch, wegen den Kindern, die sollen das lernen.“, sagt´s, setzt sich das Deutschland-Cap auf den Kopf, winkt fröhlich und steigt zu Johann ins Auto.

Wenn das so weiter geht, brauchen wir doch kein Portugiesisch mehr lernen.

GRAMADO

Dienstag, 22.11.2011

man spricht deutsch

„Brauchst du nix von Supermercado?“, frägt mich Jaris schallend quer über den Platz. „Isch fohre schnell dohin! Pizza? Gemüüs? Nix?“ . Ich lehne dankend, aber gerührt ab. Ja, was soll ich sagen, wir sind umzingelt. Mensch-do. Spaß-do! Kaum stehen wir länger als ein paar Minuten an einem Ort, werden wir in vertrauter Sprache angesprochen.

Nun sind wir bereits in Gramado, hier sind die Berge wild überwuchert, üppige Blumen blühen in allen Regenbogenfarben, wilde Kletterpflanzen schlingen sich um dicke Bäume und Palmen, die Landschaft wird zunehmend tropischer, das Klima feuchter. Am Campingplatz der Stadt schlendern Jaris und Peter zu uns, begrüßen uns mit „Na, wie geht’s euch! Wie kommt ihr denn hierher!“ und bald sind wir mittendrin im Gespräch. Wie Hugo´s Vorfahren bereits um 1870 eingewandert - wurde beiden 50-Jährigen die deutsche Sprache von den Urururgroßeltern übermittelt. „Bis ich sieben Jahre alt wor, da hamm wir nur deitsch zo Hause gesproche!“, sagt Jaris „de Mutta deitsch, der Vatta auch. Nur ab wenn ich in de Schule war, do hob ich Portugues gelernt!“.

Jetzt holt er seine Visitenkarte heraus, es scheint, als wäre in Brasilien ein jeder als „Repräsentant“ tätig, auch Jaris und Peter. Die Beiden allerdings im Schuhbusiness. „Ich verkaufe de Sohlen von de Schuh! Und Peter alles davon, he, he“, scherzt Jaris und bietet mir sofort einen Schluck vom Chimarrao an, dem brasilianischen Mate.

„Ne, das ist schon anders“, besteht Jaris „Du hast ja vielleicht schon Mate getrunken, do in Argentinien, aber unser Chimarrao ist viel besser! Musse bitter sein. Nix mit Zucker! Und da is e anders, weil er isse mit de Tee. Also im Wasser ist de Tee drinne, wenn ich die Kräuter noch aufschütte. Doppelt-Tee, quasi. Ihr sagt quasi, ne?!“. Derweil holt Peter ein Programmheft, zeigt uns auf, wann wir wo ein Konzert oder ein Weihnachts-Defilee in der bereits opulent-weihnachtlich geschmückten Stadt sehen können – alle hier sind im Übrigen unglaublich hilfsbereit.

„Wir müsse zusammenhalte, de Deutschen, ne! Aber auch mit de Brasilianer, ne, wir sind alle Eins. Do gibt’s keine Unterschiede, gor net, nirgendwo. Und do gibt’s auch noch ganz viele Italiener, die sind aber mehr im Norden, hocher oben, hier drunt sin mehr de Deitschen. - Konnste aber guat essen gehe in unsere Stadt, kochen können se ja, de Italiener“, lacht, wiederholt das Ganze nochmal auf Portugiesisch, da gerade der Besitzer des Campgrounds vorbeiläuft. Ein Ex-Italiener, auch seine Eltern waren auf dem Schiff 1870 dabei, Deutschland war im Krieg mit Frankreich, es folgten harte Winter. Glücklich, hier zu leben sind sie alle, bis auf die schlechten Renten-Bedingungen im Alter sind sie zufrieden.

„Sog mol, kennste du minne Name? Jaris. Nee? Jo, ich weß auch net. Kennt keiner! Am End bin ich noch von den Schwarze, ha ha“, sagt der blonde Hühne und schüttelt sich vor Lachen. - „Wie lange bleibste ihr hier? Wir können eich alles zeige, willst de kumma herüber, dann mach ich eine Pizza in de Ofe!“. Ein netter Abend folgt, und morgens darauf kennt uns schon der ganze Campingplatz, „brauchst du nix von Supermercado?“, frägt Matthias, „kommst du mit zum Marktplatz, isse Konzert“ bietet Jaris an, „willste heute abend komme zum Teetrinken, musste kennenlerne meine Freund!“.

Wir fühlen uns schon fast wie in Deutschland. Nur mit 24 Grad im November und Weihnachtsgirlanden auf den Palmen.

Mensch-do, wie schön-do!

Floreanopolis

Dienstag, 13.12.2011

morgendesaster & Touristenabzocke

Die rechte oder die linke? Verdammt, ein Komplott. Beim gestrigen Meeting entschieden: Amiga, fifty-fifty, bist du dabei? Eine von uns muss sterben, das ist klar, aber die Andere kann mit vollem Rüssel zugreifen. So muss es gelaufen sein, gestern, bei den Beiden. Zwei gottverdammte Mücken sitzen auf meinen Händen. Eine rechts, eine links.

Das ist Touristenabzocke, wieso stechen die nicht die Einheimischen? Kann nur eine zerschlagen, denn für Beide reicht die Schnelligkeit nicht aus. Bin ja nicht Jacky Chan und überhaupt, es ist erst Morgens! Das bringt mich auf den Fledermausgedanken...wir haben da doch hinten noch so eine kleine Kiste dran...kopfüber passen da schon mindestens drei von denen rein. Zum Abendsport gibt´s dann eine Runde durch den Toyota mit integriertem Dinner-for-Three. Innerlich lobe ich mich schon für diese brilliante Idee, als mein Geistesblitz jäh unterbrochen wird! - Zack, hat mich das Moskito-Ding gestochen! Aber wie! Aua! Verdammt!

Ich schlage mir selbst auf die Hand, verschütte den Cafe, schaue auf den Zucker an meinem Unterarm, mein Loch im Hosenbein, die Honigspur darauf und mein nasses T-Shirt – ich kann mich nicht mehr halten, ich breche in lautes Lachen aus. Nein, nicht hysterisch, mehr so ungläubig, denn ich frage mich: wie kann ein einziger Morgen so beschissen sein? Dabei hat er so gut begonnen: der Blick aus dem Fenster verhieß Wunderbares, leuchtender Sonnenball, sich kräuselndes Meer, rauschende Wellen, raschelnde Palmblätter...

Da stehe ich also auf, wecke Georg (ja, kommt selten vor, vielleicht ist dies ja auch der Schlüssel zum Verständnis des desaströsen Morgens) und mache Café. Also will. Denn zuerst kann ich keine Milch im Kühlschrank finden, stoße mir den Kopf beim Kramen im hintersten Schrank, dann gibt’s kein Feuerzeug zum Gasofen anmachen, dann ist das Wasser leer.

Während ich in Georgs Hosentaschen (ohne Georg in Hose) nach dem Feuer krame fällt das Rotweinglas von Gestern auf den Boden (ja, ich weiß, „das lässt man auch nicht halbvoll stehen“, jaja), während ich nach neuem Café im untersten Regal suche fällt die Zuckerdose darin um und auf meinen noch rotweinnassen Unterarm – Verdammt.

Ich könnte mich direkt wieder ins Bett begeben. Besser wär´s gewesen. Aber nein, ich mache wieder etwas falsch, ich gehe Wasser holen. - Falle über den Hund vor unserem Auto. Er schnappt nach mir. Loch in Hose. Wasserhahn am Campingplatz funktioniert nicht. Nehme Wasser aus der Dusche. Landet auf meinem Kopf, da Duschkopf kaputt (haha, Dusch und Kopf). Gehe nass zurück, Hund kläfft mich an. Erschrecke, trete auf Stein, verschnackle den Fuß. Komme fix, fertig und humpelnd am Toyota an. Aber mit Wasser in den Cafebechern.

Georg streckt sich, gähnt und wünscht „Guten Morgen“. Gebe Gleiches zurück. „Is was, Schatz?“ - „Och, ne, Du. Alles super heute!“. Irgendwann schaffe ich es doch tatsächlich, die Feuerstelle zu entzünden, Wasser aufzusetzen, Filterpapier über Plastik zu stülpen, Pulver darin zu platzieren, (ohne Unglück! Wow!) und ein helles Fiepen des Wasserkochers sagt mir den nächsten Schritt an. Endlich ist der Café fertig, Georg steigt aus dem Bett, wundert sich über mein nasses Haupt, nimmt sein Heißgetränk entgegen, steigt aus dem Auto, fällt über den Hund und verschüttet Café.

Was für ein Morgen! Ein Leben im Cartoon!

Und nuuun, Action und Klappe für die Moskitos! Der pure Slapstick. Ich teile also generös meinen hart erarbeiteten Café (nach Mücken-Desaster nur noch halbe Tasse), beiße genussvoll ins Honigbrot, das wiederum hinterlässt eine Spur auf meiner Hose. Wie auch anders, nehme ich abgebrüht zur Kenntnis.

Dabei denkt man nie nach, wie viel am Morgen eigentlich schief gehen kann. Von wie viel Glück wir doch verfolgt sind, dass sonst alles glatt geht?!
Naja, nun schlendere ich humpelnd und mit nassen Haaren, einem Rest von Zucker am Unterarm, Beißloch in der Jeans, einem lieblichen Honigklecks im Schoß und tropfendem Cafébecher am Strand entlang, atme einhundertmal tief ein, ignoriere die Blicke der starrenden Badegäste und versuche den Spaß des Morgens an mir mit ihm zu teilen.

Doch schon bin ich wieder versöhnt mit dem Schicksal: feiner, heller Zuckerstrand, azurblaues Meer, wolkenloser Himmel – und sofern sich jetzt nicht direkt über mir eine Gewitterwolke zusammenbraut, eine Möwe auf mich kackt und der verlauste Köter wieder aus dem Nichts vor meinem Bein erscheint, bin ich endlos glücklich - und hänge meinem Fledermausgedanken nach. Brilliant, wie ich finde...

ilha santa catarina

Mittwoch, 14.12. 2011

psychosen-Wahn. Ich krieg´s.
Nein. Doch. Ja. HÄh?

Floreanopolis, kurz Floripa genannt, kann mit 42 Stränden aufwarten, und ein jeder davon ist himmlisch! Zwei Wochen flacken wir an der Lagoa de Conceauo, geniessen Sonne, Strand und Stadt, schmücken üppige Palmen mit rotweißen Weihnachtsgirlanden in knappen Badehosen, bevor wir uns den Rest der Insel ansehen. Ganz besonders entzücken uns die Prahias (Strände) do Frances, do Ingles und Mozambique´s. Feinste, endlose, einsame Puderstrände, an denen der tiefblaue Atlantik leckt. An jeder Ecke gibt’s Surfshops, Hippie-Cafes und Boutiquen mit Blumenkleidern.

Was habe ich da für Märtyrerstunden hinter mich gebracht. Nein, ich steh nicht drauf, ich hasse Masochismus: doch meine Nase ist vom Schaufenster-drücken schon ganz platt! Ein Laden nach dem Anderen mit Hippie-Röcken, Print-Kleidern, luftig-leichten Tuniken und zuckersüßen Schmetterlings-Flip-Flops. Und dann, ja dann geht’s los. Der Beginn einer nahenden Psychose.

Ich denke an den Toyota, den Schrank, also dem kleinen Kästchen. Kästelchen. Nicht, dass ich mich beschweren möchte, Georg hat nur die Hälfte. Naja, er hat ja auch die Hälfte an Klamotten. Ist ja auch ein Mann. Egal, ich schweife ab, trotzdem, erster Gedanke beim Kauf: „Ist es dieses Kleidchen wirklich wert, fünf Zentimeter im Schrank wegzunehmen?“ (!), ich sag´s ja, ich werde noch paranoid, genauer gesagt schizophren. Zwei Herzen pochen in meiner Brust, zwei Seelen haben Geltungsdrang, zwei Hirne schlagen sich (Argumente um die Ohren), zwei Meinungen prallen aufeinander. Die Argumentationskette von vorne: „Ist es dieses Kleidchen wirklich wert, fünf Zentimeter im Schrank wegzunehmen? Oh, es ist so schnucklig. Wie oft kann ich es tragen? Oh, ich will es haben. Ist es leicht zu reinigen? Hallooo? Was ist denn das für eine Frage! Hallo, brauchen? Wollen, müssen, haben. Wollenmüssenhaben! Ein Wort, eine Meinung.

Die Andere hofft dennoch inständig, die neu entwickelte Praktisch-Einstellung (Nein!Nein! Nein!) hält uns irgendwie davon ab, trancegleich zur Kasse zu gehen (Doch! Doch! Doch!) und die Errungenschaft eintüten zu lassen (Ja!Ja!Ja!), mir ins Händchen zu drücken und die Tür von aussen zu verschließen (Wie, du hast es nicht?).

Und tatsächlich, als ich wieder am Internet-Cafe neben Georg stehe, habe ich keine buntbedruckte rosa Papiertüte mit Kleidchen in der Hand. Nein, nichts. Gar nichts (Nein!Nein! Nein!). Und das bei dem Angebot. Aber passt ja nicht mehr ins Kästchen (Wie kannst Du nur?!). Verdammt . (Verdammt! Verdammt! Verdammt!)! Georg schaut selig in den Computer und ahnt nichts von meinen Problemen. Frägt auch nicht. Trotz unglücklichem Gesicht meinerseits.

Das ist dann wohl das Ursprungsdilemma der Gene. Wir Frauen schon immer auf der Suche nach den besten Früchten im Gelände und wenn dann mal die Wahnsinns-Beere vor Augen leuchtet, kommt die ins Körbchen. Und ja! Wirklich - Männer aufgepasst, wir haben sehr wohl einen gut entwickelten Orientierungssinn, denn wir finden immer, wirklich immer wieder zurück zum Strauch, aka Laden (am ersten H&M links, nach dem Starbucks geradeaus und am ZARA vorbei der nächste Shop mit der orangen Streifenbluse im Fenster). Der Mann hingegen sitzt nach gelungener Büffel-/ Hirsch-/ Löwen-was-auch-immer-Hauptsache-Fleisch-Jagd glücklich und hingebungsvoll vor dem Feuer (Computer/Fernseher/Play-Station) und hat für heute schon genügend Adrenalin verbraucht, wer will denn da jetzt noch Quatschen?!

Ich gehe wieder aus dem Internet-Cafe hinaus, muss mich ablenken, doch just in dem Augenblick entdecken meine rosa schimmernden Pupillen einen minikleinen, gar nicht ins Gewicht fallenden, raffiniert geschnittenen zuckersüßen Bikini! Klein, fein, mein! Also, zur Argumentationskette: der ist gefaltet nur Ein-Zentimeter-groß. Das geht rein, das geht, das geht, das geht! (Ja! Ja! Ja!). Ja! Ja! Ja!

Neu am Strand nun: blau-schwarzer Zweiteiler getragen von (leicht hinkender) Superstolz mit geheilter Schizophrenie.

parque ecologico Spitzkopf

Sonntag, 20.12.2011

neues feature im Toyota:
die ganzkÖrpersauna
und: warm-up FÜR den Wandertag

Goldgelbe Farne zittern im Wind, samtiges Moos bedeckt den feuchten Boden, purpurfarbene Blüten leuchten mit sakralem Blattlila um die Miss-Urwald-Medaille. Ein Wasserfall rauscht in der Ferne, der daraus entspringende eisige Bach plätschert bis zu unserem Camp. Ich liege entspannt im Crushed-Ice-Naturbad, lasse meine Füße kreisen und frage mich, ob es über mir zischt. Hochroter Kopf trifft auf dunkelblaues Nass. Inmitten leuchtenden Grüns. Es war ganz bitter nötig, sich nach diesem Wandertag mächtig abzukühlen.

Ja, wir sind mal wieder im üppigen, tropischen, dichten, flirrenden Urwald und genießen ihn in vollen Zügen. Ok, hier und da krabbelt´s ordentlich, die persönliche Mückenstichsammlung könnte ich mal wieder im Museum ausstellen, doch nichtsdestotrotz: I love jungle!

Es kreucht und fleucht und fiept und grunzt, die Blätter rascheln so schön im Wind, die Vögel zwitschern sich die Kehle aus dem Leib, die Frösche wollen sich nicht abhängen lassen. Und wir mittendrin. Der Dschungel-Park nennt sich – ganz unbrasilianisch – Parque Ecologico Spitzkopf. Klingt komisch, is aber so. Zur Erklärung: wir treten ein in deutsches Kolonie-Gebiet. Blumenau und Pomerode bestehen komplett aus Fachwerkshäusern, Holzhütten, „Oktoberfesthallen“, „Willkommens“-Schildern und original deutschen Geschäftenamen wie „Tortenparadies“ „Siedlerheim“, „Wunderwald“ und "Wunderbier, sowie „Frohsinn“. Nina, die Hüterin des Spitzkopf-Parks kann auch auf deutsche Vorfahren zurückblicken, der Papa stammt aus Nürnberg und fränkisch ist ihr Ding. Klasse für uns, denn endlich können wir wieder ratschen. Es fällt auf, dass nur ganz wenige Leute in Brasilien spanisch oder englisch sprechen, ein ziemliches Problem für uns.

Doch zurück zum heutigen Tag, Warm-up für den Wandertag. Wir stehen auf, schmieren Brote, packen den Rucksack, schnüren die Wanderstiefel, fallen noch etwas schlaftrunken aus dem Toyota und – erstarren vor Ehrfurcht ob der Schönheit der Natur:

die kräftige Morgensonne schneidet scharfe Strahlen in den Nebel und taucht den Dschungel in mystisches Licht, nassfunkelnde Blätter, dampfende Luft, schimmernde Blumen, pralle Formen und Farben umgeben uns. Dazu Klopfen, Schlagen, Zwitschern, Quaken. Seit einer knappen Woche campen wir nun inmitten der Dschungel-Herrlichkeit, genießen Einsamkeit und sämtliche Schattierungen von Grün, bis wir uns dazu entscheiden, den Gipfel des Spitzkopf zu erklimmen und ihn heute – nach drei Stunden schwitzen bei 35 Grad und ausserordentlicher Luftfeuchtigkeit – auch wirklich erreichen. Zwischendrin laufen uns noch zwei superbehaarte Vogelspinnen über den Weg, und eine Minischlange windet sich ihren Weg zurück ins Dickicht.

Oben angekommen breitet sich vor uns eine William-Morris-Camouflage-Tapete aus, die Grasgrün beginnt und melancholisch-Blau am Horizont in weich geschwungenen Hügeln endet. Zwar gibt’s wieder Moskito-Desaster trotz Deed-Spray (wo sind meine Fledermäuse?) und Citronella und überhaupt allen Vorkehrungen, die man treffen kann. Trotzdem ein einzigartiger, ein sensationeller und unvergesslicher Tag, der mit einem Saunabesuch im Auto und anschließendem Ganzkörper-Kneippen im Natural-Pool endet.

Ilha santa catarina

Mittwoch, 21.12.2011

Weihnachten an der beachbar
- aber ohne After-hour

Wir erwachen an diesem Weihnachtssamstag bei rauschenden Wellen, quietschendem Vogelgesingsang und genereller Mega-Stimmung. Die Sonne scheint, der Bikini passt (da dieses Jahr die Plätzchen ausser Sicht), der Sand ist sandig. Also feinsandig. Alles so, wie es soll. Was will man mehr.

Wir laufen vor zum Strand, machen eine Weihnachtskarten-Foto-Session für Familie und Freunde und springen nach dem Frühstück schon gleich mal ins erfrischende Nass. Bei 33 Grad um 11.00 Uhr vormittags... So liegen wir auf dem Strandtuch, sonnen wir uns ein bisschen, schwimmen, lesen, chillen an der Beachbar und kehren zurück zum Strandtuch und eben genannter Aktivität auf diesem. Nach ein paar gekippten Caipirinhas (2 Euro, wer will da meckern) an der Bar und anschließenden Sonnenbädern geht´s zurück zum Campingplatz, der Stollen wird ausgepackt (ja, der heißt hier auch original "Christstollen") und gemampft. Wir schlendern zum Internet-Cafe, um an diesem wunderbaren Weihnachten auch noch ein paar Family-Vibes einzuheimsen. Leider ist die Video-Verbindung so grottig schlecht, dass ich den Weihnachtsbaum mit der Schwägerin verwechsle und mein Bruder mich mit Georg. Na ja. Als dann auch noch der Ton zum Tinnitusbringer avanciert, hängen wir schweren Herzens wieder auf. Ach, halt, das heißt dann wohl zu Skype-Zeiten: ausklicken.

Also wieder zurück zum Weihnachtsplan, der diesmal zum Glück gar keiner war. Kein Essenstermin. Kein Geschenkedruck. Kein Weihnachstfight.

Wir essen die letzten Brocken Stollen auf, schnappen uns eine Tasche mit der gedanklichen Aufschrift: Rrrromantico-After-Hour-am-Beach-mit-Sunset...gefüllt mit Picknicktuch, Kerzen, Feuerzeug (ja, wichtig), Rotwein, Keksen plus zwei Gläsern und spazieren vor zum Strandlokal.

Ach, seufz, wie schön!

So machen wir uns im kleinen schwarzen Strandkleid (also ich) und leichten braunen Sommerhosen (Georg) auf den Weg zur duftenden Churrasceria, die mit dem besten, zartesten und leckersten Fleisch der Stadt (Frederico).

Gerade, als ich denke, wow, wie wundervoll ist denn dieser Tag? - Ein sonnenintensives Mal-ganz-Anders-Weihnachten Barfuss und am Strand! Gerade als ich mich freue über meine neuen Bikinstreifen und Sommersprossen von heute, der salzige Meerduft hängt noch im erblondeten Haar...da ertönt ein Donnerschlag vom Feinsten. Direkt über mir. Es rumpelt zwei Sekunden später wie in der Augsburger Puppenkiste. Nein, mehr, wie direkt ein Karton aus der Hölle. Es folgt ein Diablo-Funkenschlag-Blitz und es schüttet wie aus Kübeln.

Verdammt! Schnell die Tasche wieder ins Auto geschmissen und losgelaufen... so schnell die FlipFlops tragen. Ein elegant-platschender Sprung quer über den Pool hinaus auf die Straße, hinüber zum Restaurant.

Von drinnen sehen wir Krokodilstropfen am Fenster entlangkullern, ein Meer aus bunten Regenschirmen und laufende Matebecher. Uns ist es trotzdem egal, haben wir doch einen Fensterplatz, Bikinistreifen und wahnsinnig Lust auf hauchzartes Grillfleisch.

Das wird auch sofort zum Malbec serviert, Dinner klasse, Service hervorragend, Stimmung 1A! Ergo: geiles Weihnachten...wenn auch ohne Rrromantico-After-Hour am Strand.

Foz do iguacu

Montag, 26.12.2012

Und mit reichem vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße...

Ja, da liegt mir doch direkt der Goethe auf der Zunge, wenn ich hier so mittendrin stehe. Doch genauso kommt´s mir vor. Magisch. Unwirklich. Zauberhaft.

Es ist überwältigend. So viel Wasser, von allen Seiten... Es schäumt und rauscht und fließt in Massen. Feiner Sprühnebel mit Regenbogeneffekt hier, großartige, fette, dicke, unbegreifliche Massen dort! Nun waren schon die Niagara-Falls ganz ausserordentlich beeindruckend, doch die sind Kindergarten gegen das Getöse hier! 275 Wasserfälle stürzen sich mit Schmackes und ordentlich Sound über 80 Meter tief in den Rio Iguacu. Eine brachiale Geräuschkulisse ergießt sich über uns - allerdings auch über die gefühlten 2 Millionen anderen Besucher des Parks. Voll ist voll. An manchen Stellen, wie am sensationellen Steg, an dem man bis vor zur Kante des Abgrunds schlendern kann, ist anstehen und durchwurschteln angesagt, immer begleitet von einem "No! No!", da alle natürlich ein Foto von sich und dem Wasser haben wollen. Etwas schwierig. Schwierig war auch die 500 Meter-Schlange vor dem Eingang. Ohne Schatten bei 42 Grad um 9.00 Uhr morgens (erstmöglicher Einlass, 40 Reales, 18 Euro). Trotzdem die Reise wert. Absolut! Laut Info-Centro sind die Wasserfälle übrigens folgendermassen entstanden, ich sage nur Story muy drrrramatico:

Vor langer langer Zeit floss das Wasser des Iguacu-Flusses gemächlich und langsam dahin. Die Mitglieder der Gemeinde "Guarani" lebten an seinem Ufer glücklich und zufrieden im sonnigen Paradies. Sie liebten den Fluss, ihre Tiere und den Wasser-Gott Tupa aus ganzem Herzen! Für den opferten sie so auch in schöner Regelmäßigkeit ihre knackigsten Jungfrauen. Eines Sommertages war die hübsche Naipi an der Reihe, ein Mädchen mit einem Gesicht wie gemalt (denke an Pocahontas). Leider und wie soll´s auch anders sein, bei solch unverdorbener Schönheit hatte sich claro schon ein anderer in sie verliebt, und zwar ausgerechnet der Krieger Taroba, der mit den dicken Adonis-Muskeln. Er heckte also einen Plan zur Rettung seiner Geliebten aus und beide flohen wild küssend in einem geliehenen Kanu von der Tante flussabwärts.

Da nun aber Götter ja grundsätzlich immer das letzte Wort haben – und Tupa war mächtig sauer in dem Fall – hat er nicht lange gefackelt und seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Völlig von Sinnen reißt er die Erde auf, um die beiden Liebenden aufzuhalten.

Als wäre das noch nicht genügend Strafe, verwandelt Tupa die arme minderjährige Naipi direkt in die Kante, auf die das Wasser brettert und den Adonis-Krieger in einen passiven blätterlosen Baum, der das Ganze für die Ewigkeit von gegenüber angucken muss.

No happy End.
Sorry.

PS. Die nüchternen Wissenschaftler erklären die Wasserfälle folgendermaßen (Auszug aus dem Lonely Planet): "Im südlichen Brasilien fließt der Rio Iguazu über ein Basaltplateau, das abrupt vor dem Zusammenfluss mit dem Parana endet. Unmittelbar vor der Kante teilt sich das Wasser in etliche Kanäle, die für die diversen, ganz eigentümlichen Cataratas verantwortlich sind." Pah! Langweilig!

Foz do Iguacu II

Freitag, 01.01.2012

das paradies

"Ich weiß nicht, wo das Paradies liegt, aber es ist auf jeden Fall in Brasilien!". Juliana und Pablo gesellen sich mit diesem Spruch zu Silvester an unseren Tisch am Pool und schwärmen von ihrem Heimatland.

Wir schmunzeln, sind aber direkt im Gespräch. Es ist eine schwül-heisse Sommernacht und das erste Mal in unserem Leben werden wir ein Silvester ohne Feuerwerk erleben. Dafür mit neuen Freunden. Und in Shorts.
Unter klarem Sternenhimmel und bei nächtlichen 30 Grad lassen Georg und ich das vergangene aufregende Jahr Revue passieren und stoßen an auf´s neue 2012! Da kommen die Beiden mit ihren Kindern an unseren Tisch und laden uns auf ein prickelndes Glas Champagner ein (und anschliessend sofort zu sich nach Hause, Rio de Janeiro). Alles in Allem ein ziemlich "tranquilo" Sivester, aber mit gutem Essen, netten Leuten und heissen Temperaturen.

Nach Silvester machen wir uns bald vom brasilianischen Acker und fahren über 200 Km Strand-Highway (Foto oben) zurück nach Uruguay. Wir haben Einiges zu tun...

>> WEITER GEHT´S IM URUGUAY-BERICHT
(dort auch die Neuigkeit)

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